Der Hammer ist gefallen. Die US General Services Administration (GSA) hat für ihren alten Supercomputer Cheyenne (DER STANDARD berichtete) einen neuen Eigentümer gefunden. Als er 2016 in Betrieb genommen wurde, belegte er mit seiner damaligen Höchstleistung von 5,34 Petaflop pro Sekunde den Platz 20 weltweit in dieser Metrik. Zuletzt (Stand November 2023) lag der im Dienste des National Center for Atmospheric Research (NCAR) betriebene Rechner auf Platz 160 der Top-500-Liste.

2500 Dollar betrug der Startpreis, Anfang Mai lag das Höchstgebot noch bei 41.000 Dollar. Am Ende sicherte sich ein unbekannter Käufer die Hardware um 480.085 Dollar, meldet Tom's Hardware. Was die Anschaffung ursprünglich gekostet hatte, ist nicht öffentlich bekannt. Es dürfte sich aber um einen knapp zweistelligen Millionenbetrag handeln. Sein Nachfolger, Derecho, schafft 19,87 Petaflop pro Sekunde und kostete rund 40 Millionen Dollar.

Der mittlerweile ersetzt Supercomputer
Cheyenne hat einen Käufer gefunden, der den Supercomputer nun abtransportieren muss.
US General Services Administration

Herausfordernder Abtransport

Cheyenne läuft mit Intel Xeon E5-2697v4-CPUs, die insgesamt 145.152 Rechenkerne mitbringen. Die Prozessoren können auf insgesamt 313.344 GB an DDR4-RAM zugreifen, wobei ein Teil dieser Kapazität aufgrund eines Schadens durch ausgelaufene Kühlflüssigkeit aktuell eingeschränkt ist. Laut GSA soll eine Reparatur aber einfach möglich sein.

Die Kapazität als Datenspeicher wird mit rund 36 Petabyte beziffert. Vorwiegend wurde Cheyenne für Wetter- und Klimaforschung eingesetzt. Für den Betrieb sollte man allerdings auch die passende Stromversorgung sicherstellen, denn unter Höchstleistung verbraucht der Supercomputer rund 1,7 Megawatt an Leistung, womit er wesentlich ineffizienter ist, als modernere Hochleistungsrechner. Diese setzen allerdings verstärkt auf Grafikbeschleuniger wie Nvidias H100, deren spezialisierte Rechenkerne (in diesem Falle Tensor Cores) bei vielen Berechnungen deutlich schneller und effizienter sind als CPU-Kerne.

Nach der Zahlung des Kaufbetrags erwartet den Käufer eine logistische Herausforderung, denn Anlieferung und Verkabelung sind nicht im Kaufpreis inbegriffen. Cheyenne muss in seinen Einzelbestandteilen vom NCAR in Wyoming abgeholt werden, wozu es die Dienste einer Fachspedition braucht. Er besteht insgesamt aus 28 Compute-Racks, die jeweils mehr als eine Tonne wiegen. Dazu kommen 23 weitere Racks mit anderem Equipment, die auch jeweils hunderte Kilogramm schwer sind. Dass der neue Besitzer den Supercomputer in seiner bisherigen Form wieder in Betrieb nehmen wird, gilt allerdings aus wirtschaftlichen Gründen als sehr unwahrscheinlich. (gpi, 7.5.2024)