Auf einem Tisch werden Stapel von Münzen sortiert.
Die finanziellen Mittel gehören gut eingeteilt. Das wiederum gehört frühzeitig gelernt.
IMAGO/JGI/Tom Grill/Blend Images

Beim Thema Finanzbildung wird oft erst angesetzt, wenn es um eine mögliche Veranlagung geht. "Doch das Thema ist viel umfangreicher", sagt Marion Morales Albiñana-Rosner, Vorständin Wealth Management und Private Banking in der Bank Austria. Den Überblick über seine finanzielle Lage zu haben und zu behalten, die Fallen von "Kaufe jetzt, zahle später" kennen – "das sind Themen, über die Jugendliche schon Bescheid wissen sollen", sagt Morales Albiñana-Rosner. Denn nicht selten sind Handyverträge und übertriebenes Shopping die ersten Schritte in eine Überschuldung.

Finanzielle Flexibilität

Vor allem bei Frauen kommt hinzu, dass es oft sie sind, die in Teilzeit arbeiten. Sei es aus Gründen der Kindererziehung oder der Care-Arbeit in der Familie – "das wirkt sich auf die Höhe des Einkommens aus, damit auf die finanzielle Flexibilität und letztlich auch auf die Pension", sagt Morales Albiñana-Rosner. Komme ein Schicksalsschlag hinzu oder eine Trennung/Scheidung, werde es für Frauen schnell eng beim Geld. Eine finanzielle Flexibilität ist dann nicht mehr gegeben. "Vor allem Frauen müssen aufpassen, um finanziellen Spielraum zu haben", sagt Morales Albiñana-Rosner.

Weil das Thema in Summe eines ist, über das frühzeitig informiert werden muss, hat die Bank Austria die Initiative "Girls go finance" in Kooperation mit "Teach for Austria" ins Leben gerufen. Im Vorjahr gab es den ersten Aktionstag, im Juni folgt der zweite. An diesem Tag werden Mädchen zwischen zwölf und 15 Jahren eingeladen, an verschiedenen Workshops teilzunehmen. 160 Schülerinnen haben sich für Juni angemeldet. Der Fokus liegt auf den Mittelschulen.

Sensibilisierung ist wichtig

"Es geht uns bei diesem Event um eine Sensibilisierung", sagt die Bankerin. Darum, was passiert, wenn man sein Konto nicht im Blick behält, wenn man keine Reserven hat. Welche Folgen es hat, wenn über die eigenen Verhältnisse gelebt wird. Was ist eine Realrendite? Was bedeutet Kaufkraftverlust? Was ist die Inflation? Welche Folgen können Lebensentscheidungen haben?

"Wir wollen die Jugendlichen stärken, damit sie bewusste Entscheidungen treffen", sagt Morales Albiñana-Rosner. Entscheide sich jemand dafür, in Teilzeit zu arbeiten, um sich um die Kinder zu kümmern, sei das vollkommen in Ordnung. Nur müsse eben auch klar sein, welche finanziellen Folgen damit einhergehen. Auch über die Möglichkeiten der Überbrückung – etwa durch das Pensionssplitting – sollte dann in einer Partnerschaft geredet werden.

Geld ist ein Tabu-Thema

Dass Geld in Beziehungen ein Thema ist, über das noch immer nicht offen geredet wird, zeigt auch eine aktuelle Umfrage, die die Bank Austria durchgeführt hat. Die Ergebnisse zeigen, dass Männer eher dazu neigen, finanzielle Entscheidungen für die ganze Familie zu treffen. Die Gründe dafür, dass die Mehrheit der befragten Frauen diese Aufgabe abgibt, sind geringes Selbstvertrauen hinsichtlich der eigenen Finanzbildung und traditionelle Rollenbilder bezüglich der Aufgabenverteilung innerhalb der Familie. 43 Prozent der Männer in Europa sagen, sie treffen die finanziellen Entscheidungen für die gesamte Familie, jedoch nur 33 Prozent der Frauen.

Der Behauptung "Ich traue mir zu, mich um meine Geldangelegenheiten selbst zu kümmern" stimmten jedoch 83 Prozent der befragten Österreicherinnen zu. Dennoch sieht mit 49 Prozent jede zweite Österreicherin Frauen bei Finanzentscheidungen als unselbstständiger an. In ganz Europa sind es sogar 60 Prozent.

"Ich traue es mir zu, fühle mich aber zu unsicher‘ ist auch ein Bild, das wir in der Beratung oft feststellen", sagt Morales Albiñana-Rosner. Frauen kommen gemäß der Befragung auch lieber in eine persönliche Beratung in die Bank und "wollen mögliche Veranlagungen breiter besprechen als Männer", sagt Morales Albiñana-Rosner.

Anlegerfreundlicher

Im europäischen Vergleich sind die Österreicher aber deutlich anlagefreundlicher. Auf die Frage "Was würden Sie mit unerwartet zusätzlichem Geld (10.000 Euro) tun?" sagen 39 Prozent der Österreicherinnen und 40 Prozent der Österreicher, dass die den Hauptteil anlegen und den Rest auf das Konto legen würden. In Deutschland wollen das nur 25 Prozent der Frauen und 33 Prozent der Männer, in Europa sind es 29 Prozent der Frauen und 34 Prozent der Männer. Frauen veranlagen in Summe risikoaversiver als Männer. (Bettina Pfluger, 21.5.2024)