Philipp Semlic übernimmt bei WSG Tirol.
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Wattens – Philipp Semlic übernimmt das Traineramt bei Fußball-Bundesligist WSG Tirol. Der 41-jährige Steirer unterschrieb in Wattens einen Zweijahresvertrag, als Nachfolger von Langzeitcoach Thomas Silberberger tritt er ein schweres Erbe an. Große Fußstapfen stünden außer Frage, sagte Semlic am Mittwoch bei seiner Vorstellung und rezitierte ein Sprichwort: "Wenn man nur in den Fußstapfen des Vorgängers geht, kann man keinen eigenen Weg gehen." Er wolle seine eigene Note einbringen.

Für Semlic ist es das erste Engagement in der obersten Liga nach Zweitliga-Engagements. In Lafnitz formte er von 2020 bis 2023, mit viel Freiheiten ausgestattet, ein Erfolgsteam, in St. Pölten endete die Zusammenarbeit hingegen rasch. Nach elf Spielen und nur drei Siegen informierte Semlic Anfang des Monats den Verein, dass er seinen bis Ende Mai 2025 laufenden Vertrag nicht erfüllen werde. Davor arbeitete er in der Akademie Steiermark und in verschiedenen Funktionen in Hartberg. Den TSV führte Semlic 2017 gemeinsam mit dem nunmehrigen Sturm-Co-Trainer Uwe Hölzl als Cheftrainer in die Zweite Liga.

Fußball mit Intensität und Leidenschaft

Den Tabellenvorletzten der abgelaufenen Saison will der Jahrgangsbeste seiner Trainerausbildung mit einem "proaktiven Fußball, geprägt von Intensität und guter Leidenschaft" aufs Feld führen. Auf einer Skala zwischen "Guardiola-Fußball und Red-Bull-Pressing-Fußball" ließ sich der ehemalige Lehrer einen Sportmittelschule in Graz nicht genau einordnen. "Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass beide Stile miteinander vereinbar sind und vereint werden müssen."

Wattens im Profifußball kennt man nur unter Trainer Silberberger, der nach elf gemeinsamen Jahren eine neue Herausforderung sucht. Er hinterlässt einen Verein, der laut ihm aufgrund der wirtschaftlichen Begebenheiten seit Jahren "am Plafond kratzt" und auch heuer in Abstiegsnähe unterwegs war. Auch dank Silberbergers Routine wurde der Klassenerhalt vorzeitig ohne großes Drama geschafft.

Kontakt zu seinem Vorgänger hat Semlic eigenen Aussagen zufolge noch nicht gehabt, er würde ihn aber gerne noch suchen. Dann dürfte es auch darum gehen, mit bescheidenen Mitteln maximalen Erfolg zu haben. "Es ist das Schöne, wenn man nicht unendliche Möglichkeiten hat, weil man dann noch genauer hinschauen muss, welche Entscheidungen man trifft", sagte Semlic.

Von Sportdirektor Stefan Köck wünsche er sich daher nichts Spezielles, außer "dass es so weitergeht wie bis jetzt". "Wir sind im permanenten Austausch, wir sprechen eine Sprache." Ziel sei es, den Kader zum Trainingsstart am 19. Juni "zu 90 Prozent" beisammenzuhaben. Köck kündigte für Ende der Woche die Verkündung von Abgängen und Vertragsverlängerungen an. 14 Spielerverträge laufen aus, sämtliche Leihspieler dürften zu ihren Klubs zurückkehren.

Der Ligamodus sei für kleinere Vereine wie die WSG nicht einfach, meinte Semlic. "Unser primäres Ziel ist es, die Klasse zu halten. Aber, so ehrgeizig bin ich, dass wir auch sukzessive die Mannschaft, die Spieler und den Verein weiterentwickeln." Er präsentierte sich voller Tatendrang und dürfte auch ein Freund der Akribie sein: "Ich bin ein Mensch, der wenig dem Zufall überlassen will." (APA, 22.5.2024)