Der Baukonzern hat Niederlassungen in ganz Österreich (Symbolbild).
IMAGO/Olaf Schuelke

Wien – Der heimische Baukonzern Porr hat zum Jahresstart einen Gewinnsprung hingelegt. Unter dem Strich blieben heuer im ersten Quartal sechs Millionen Euro und damit mehr als doppelt so viel wie vor einem Jahr (2,6 Millionen Euro), wie aus dem Quartalsbericht des Unternehmens von heute, Donnerstag, hervorgeht. Das Ergebnis beruhe auf "erfolgreichem Kostenmanagement". Die Produktionsleistung stieg um 4,1 Prozent auf 1,32 Milliarden Euro. Der Auftragsbestand erhöhte sich von 8,21 auf 8,44 Milliarden Euro.

"Die Porr hat das erste Quartal 2024 mit Elan gemeistert und konnte sich damit einmal mehr in einem schwierigen Marktumfeld gut behaupten", teilte Konzernchef Karl-Heinz Strauss mit und verwies auf die "breite Leistungspalette" und die "Infrastrukturexpertise" des Unternehmens. Mit einem "effizienten Lieferantenmanagement" hätten die Aufwendungen für Material und sonstige bezogene Leistungen um 4 Prozent reduziert werden können.

Wachstumstreiber Tiefbau

Operativ hat sich das Ergebnis heuer in den ersten drei Monaten ebenfalls verbessert. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) legte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 11,4 Prozent auf 60,2 Millionen Euro zu, das Resultat vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 14,4 Prozent auf 11,3 Millionen Euro. Als Wachstumstreiber hätten sich der Tief- und Infrastrukturbau erwiesen. Vor Steuern stieg das Ergebnis (EBT) von 4,5 auf 8 Millionen Euro. Der Umsatz stagnierte bei 1,28 Milliarden Euro (Vorjahresperiode: 1,27 Milliarden Euro). Das erste Quartal sei "traditionell saisonal bedingt das schwächste Quartal des Jahres", erinnerte die Porr. Der Anstieg der Produktionsleistung sei vor allem auf Infrastrukturprojekte in Rumänien und Deutschland zurückzuführen.

Abzuarbeiten gibt es noch genug - der Auftragsbestand kletterte den Konzernangaben zufolge um 2,8 Prozent auf ein "Top-Niveau" von 8,44 Milliarden Euro, der Ordereingang um 2,6 Prozent auf 1,31 Milliarden Euro. Der wesentlichste Wachstumstreiber der Branche sei der Tiefbau gewesen. Das habe sich auch in den Auftragsbüchern gezeigt. Starke Orders kamen laut Porr einerseits besonders aus dem österreichischen Bahn- und Ingenieurbau; andererseits hätten im Hochbau unter anderem der polnische Industriebau für Stabilität gesorgt.

Großaufträge im Wohnbau

Zu den großen Neuaufträgen gehörten eine thermische Abfallverwertungsanlage im polnischen Gorlice um rund 96 Millionen Euro und die bahntechnische Ausstattung des Semmeringbasistunnels mit einem Auftragswert von knapp 90 Millionen Euro. Im Tunnelbau sei es zu einem deutlichen Anstieg der Aufträge gekommen.

Trotz der "weiterhin zurückhaltenden Auftragslage im Wohnbau" habe die Porr im ersten Quartal 2024 einige Großaufträge in diesem Bereich gewonnen - so etwa das Quartier Garstedt mit 198 Wohnungen im deutschen Norderstedt und 146 Wohnungen für die gemeinnützige Wohnbaugesellschaft WIGEBA im Village im Dritten in Wien.

Basierend auf dem hohen Auftragsbestand rechnet der Vorstand des Konzerns für 2024 "weiterhin mit einer moderaten Leistungssteigerung" und einer "Erhöhung des Betriebsergebnisses". Das Wirtschaftswachstum bleibe "insgesamt weiterhin zögerlich" und das präge auch den Bausektor. Eine gute Order-Pipeline im Tief- und Infrastrukturbau, ein belasteter Wohnbau und eine solide Nachfrage im Industriebau würden auch weiterhin das Jahr beherrschen.

CEO sieht solide Kapitalstruktur

Projekte im Rahmen der grünen Transformation und der Energiewende würden wesentliche Impulse für die Bauwirtschaft setzen. "Im Verlauf des Jahres erwarten wir eine Erholung der Branche, unter anderem auch aufgrund von erwarteten Zinssenkungen und den laufenden unterstützenden Maßnahmen durch die European Recovery and Resilience Facility", so Strauss.

Die Kapitalstruktur des Konzerns erachtet der CEO als solide. Mit rund 4,15 Milliarden Euro blieb die Bilanzsumme des Konzerns per Ende März 2024 nahezu unverändert im Vergleich zum Ultimo des Vorjahres. Das Eigenkapital des Unternehmens betrug 815 Millionen Euro, das waren um 2,5 Prozent mehr als zum Jahresende 2024. Grund dafür seien ausschließlich die vorzeitige Rückzahlung von Genussrechtskapital mit einem Nominale von 40 Millionen Euro bzw. Zinszahlungen auf das Hybridkapital gewesen. Die Nettoverschuldung nahm mit einem Zuwachs von 7,4 Prozent 107 Millionen Euro wesentlich deutlicher zu. Die Eigenkapitalquote stieg im Jahresabstand von 19,2 auf 19,7 Prozent.

Der Cashflow aus der Betriebstätigkeit war negativ. Er habe sich aber aufgrund des reduzierten Working-Capital-Anstiegs gegenüber der Vorjahresperiode um 59,8 Millionen Euro auf minus 20,6 Millionen Euro deutlich verbessert. Der Free Cashflow belief sich auf minus 76,3 Millionen Euro und erholte sich damit um 36,7 Prozent. Zum Stichtag 31. März 2024 betrugen die liquiden Mittel der Porr laut Eigenangaben 478,3 Millionen Euro, die Liquiditätsreserve 883,6 Millionen Euro. (APA, 23.5.2024)