Lookman hat mit Atalanta Bergamo den Titel in der Europa League geholt.
Ademola Lookman mit der fetten Beute.
AFP/BEN STANSALL

Dublin – Seine Kollegen warfen ihn in die Luft, dass seine Dreadlocks nur so flogen. Ademola Olajade Alade Aylola Lookman hat mit Atalanta Bergamo Bayer Leverkusen beim 3:0 im Finale der Europa League zu Dublin klar die Show gestohlen. Der in London geborene nigerianische Teamstürmer hat mit seinem Triplepack den Tripletraum des deutschen Meister und auch dessen imposante Serie beendet: Leverkusen war davor in 51 Pflichtspielen ungeschlagen geblieben. Für die Bergamasken fixierte der 26-Jährige hingegen den ersten Titel seit 61 Jahren. "Das ist eine der besten Nächte meines Lebens", sollte er hernach mit breitem Grinser sagen. "Wir haben heute Abend Geschichte geschrieben."

Für Leverkusen war nach der überraschend deutlichen Schlappe Ursachenforschung angesagt. Trainer Xabi Alonso nahm dabei auch einen Teil der Schuld auf sich: "Wir waren nicht auf unserem besten Level, auch ich nicht. Wir müssen akzeptieren, dass Atalanta besser war. Und wir müssen daraus lernen."

Der 42-jährige Baske hatte seine Elf ohne echten Mittelstürmer in die Partie geschickt. Leverkusen verzeichnete ungewöhnlich viele Fehlpässe und fand gegen den mit Leidenschaft anrennenden Gegner kein probates Mittel. "Wir hatten einige Probleme", konstatierte Alonso. "Vielleicht haben wir zu viele kurze Pässe gespielt." Man habe aber am Spielstil nichts ändern wollen und es habe letztlich "nicht funktioniert".

Von Charlton über Leipzig nach Bergamo

Sensationell ist es hingegen für Atalanta und Lookman gelaufen. Der Nigerianer, der bei den Junioren von Charlton Athletic begonnen hatte und zunächst in Englands Nachwuchs von der U19 bis zur U21 für die Three Lions aufgelaufen war, ehe er sich für Nigeria entschied, war von 2018 bis 2020 bei RB Leipzig engagiert. Für die Sachsen hatte er mit fünf Treffern in 24 Spielen allerdings eine recht bescheidene Ausbeute erzielt. Nach Leihverträgen in Fulham und Leicester wurde er 2022 von Leipzig um neun Millionen Euro – die Hälfte des Kaufpreises – nach Bergamo transferiert. In der kurz vor dem Ende befindlichen Serie-A-Saison hat er bislang immerhin neun Treffer erzielt.

Ein perfekter Abend für Bergamo-Stürmer Ademola Lookman.
Lookman genoss den Moment des Triumphs mit dem Pokal und der Familie.
AP/Kirsty Wigglesworth

In den Foren und sozialen Medien des die Welt umspannenden Netzes wird Lookman gar schon mit Ronaldo, Neymar oder Ronaldinho verglichen. Allerdings hat von diesen drei Ausnahmespielern keiner auch nur einmal drei Treffer in einem Finale des Europapokals geliefert. "Lookman hat natürlich ein super Spiel und super Tore gemacht", sagte Bayer-Sportchef Simon Rolfes anerkennend. Und Alonso musste Vorwürfe vom Tisch wischen, Lookman nicht ausreichend am Radar gehabt zu haben.

Der Meistertrainer sprach von einem "schlechten Tag". Es schmerze ihn, "dass das in einem wichtigen Spiel passiert". Niederlagen in Finalspielen vergesse man nicht so schnell. Dabei war nicht zuletzt auch deshalb die Hoffnung auf die Fortsetzung der imposanten Siegesserie groß, weil der zuletzt angeschlagene Florian Wirtz rechtzeitig fit geworden war und erstmals seit Anfang Mai wieder in der Startelf stand. Doch auch der hochtalentierte 21-jährige deutsche Mittelfeldmotor konnte überraschend wenig bewegen.

Das soll bereits am Samstag wieder besser laufen. Im Pokalfinale gegen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern im Olympiastadion zu Berlin soll die Niederlage verdaut sein, der zweite Pokaltriumph nach 1993 gelingen und zumindest das Double in einer fast perfekten Saison gerettet werden. Jonathan Tah war bemüht, der verpassten Chance in der Europa League nicht zu viel Bedeutung beizumessen: "Wir dürfen uns trotz des Spiels nicht zu viel kaputtreden lassen", sagte der Kapitän der Werkself. Und Sportchef Rolfes versicherte: "Die Mannschaft hat eine hervorragende Saison gespielt, und das werden wir auch in Berlin zeigen." (Thomas Hirner, sid, 23.5.2024)