Es sind harte Zeiten für die heimische Holzindustrie, denn sie leidet unter der schwächelnden Baukonjunktur. Das zeigen die Zahlen recht eindeutig: Von 2022 auf 2023 ist der Produktionswert der Branche um 18,5 Prozent auf gut 9,8 Milliarden Euro gesunken. Angesichts der Rezession sei man aber relativ gut durch das schwierige Vorjahr gekommen, bilanzierte der Obmann des Fachverbands der Holzindustrie in der Wirtschaftskammer (WKO), Herbert Jöbstl, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. "Die Holzindustrie musste sich in einem schwierigen Umfeld behaupten."

Der Ausblick für heuer und 2025 bleibt allerdings gedämpft. Neben dem Einbruch in der Bauwirtschaft bekam die Sparte auch die weiterhin hohen Kosten für Rohstoffe und Energie zu spüren. Einen großflächigen Personalabbau hat die Industrie dabei vermieden: Der Personalstand lag 2023 bei gut 27.400 Beschäftigten, das entspricht einem Rückgang von 720 Stellen.

Ein Bagger mir Frontlader transportiert Holzstämme.
Die schwächelnde Baukonjunktur macht auch der Holzindustrie in Österreich zu schaffen.
APA/AFP/PASCAL LACHENAUD

Kollektivvertrag neu denken

Ziel sei es weiterhin, das Personal zu halten, wie Obmann-Stellvertreter Erlfried Taurer betonte. Der Druck, Gewinne zu schreiben, bleibe für die Forstunternehmen allerdings groß. Geht es nach den Branchenvertretern, sollten sich die Sozialpartner daher ein neues Modell für die nächsten Kollektivvertragsverhandlungen überlegen. "Man sollte nicht nur die Inflation betrachten, sondern auch andere wirtschaftliche Faktoren ins Kalkül ziehen, die auch in die Zukunft gerichtet sind", sagt Taurer.

Angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage bleiben die Erwartungen für heuer und das nächste Jahr verhalten. "Mit Optimismus ist es schwierig, wenn man sich die Baukonjunktur ansieht", meinte Andreas Ludwig, ebenfalls stellvertretender Obmann des Verbands. Er verwies auf den jüngsten Rückgang der Baugenehmigungen sowie den raschen Anstieg der Finanzierungskosten durch die höheren Zinsen. Das von der Regierung beschlossene Baupaket schaffe zwar Abhilfe, die Maßnahmen würden aber nur langsam zu greifen beginnen, ergänzte Fachverbandsgeschäftsführer Heinrich Sigmund. Die KIM-Verordnung, die strenge Regeln für die Vergabe von Immobilienkrediten normiert, gehöre aus diesem Grund überdacht, lautet eine der Forderungen des Fachverbands.

Europaweit rückläufig

Das Marktumfeld ist nicht nur in Österreich angespannt, die Branche erlebt in ganz Europa einen Rücklauf. Der Außenhandelsüberschuss betrug voriges Jahr 1,5 Milliarden Euro. Das ist ein Rückgang von 14 Prozent. Man zeigt sich dennoch selbstbewusst und verweist auf die Rolle der Holzindustrie. Jeder 14. Euro, der in Europa erwirtschaftet wird, hänge mittel- oder unmittelbar mit der Forst- und Holzwirtschaft zusammen. "Die österreichischen Betriebe konnten sich ein weiteres Mal im internationalen Vergleich auf hohem Niveau behaupten", sagt Jöbstl.

Viel Kritik gab es an der EU-Entwaldungsverordnung. Diese gehe mit großen bürokratischen Lasten einher und sei daher für die Unternehmen in der jetzigen Form kaum umsetzbar, hieß es bei allen dreien. Generell brauche es seitens der EU bei vergleichbaren Gesetzen in Zukunft eine bessere Abschätzung der Folgen für die Wirtschaft. Der Green Deal sei im Ansatz eine gute Sache gewesen, mittlerweile aber ein bürokratisches Ungetüm geworden. (red, APA, 23.5.2023)