Die US-Börsenaufsicht SEC hat es wieder getan, sie hat in der Nacht auf Freitag Anträge für sogenannte Spot-ETFs für eine weitere Kryptowährung zugelassen. Dieses Mal für die zweitgrößte Kryptowährung der Welt, Ether (ETH). Zwar gab es seit mehreren Wochen Spekulationen darüber, das jetzige Okay der äußerst kryptokritischen Behörde kam dann aber überraschend. Noch bis vor wenigen Tagen waren viele Analysten davon ausgegangen, dass die SEC die Anträge ablehnen würde, da die Aufsicht mit den Beteiligten nicht über die Anträge gesprochen hatte.

Was ist ein Spot-ETF? Extrem verkürzt gesagt, ist es eine Art Fonds für digitale Währungen. Ein solcher ETF ermöglicht es, an den größten Börsen der Welt direkt in Ether oder Bitcoin zu investieren. Das heißt, man kauft und verkauft Tokens zu den aktuellen Preisen und kann damit spekulieren. Für den Bitcoin gibt es dieses Angebot bereits seit Jahresbeginn.

Eine Münze mit dem Logo und dem Schriftzug von Ethereum
Die US-Börsenaufsicht SEC hat überraschend die Anträge der Börsen Nasdaq, CBOE und NYSE für börsengehandelte Fonds (ETFs) genehmigt, die an die Kryptowährung Ether gebunden sind.
REUTERS/Dado Ruvic

Ähnlich wie Goldzertifikate

Der Zugang zu Krypto wird deutlich vereinfacht – vergleichbar mit traditionellen Finanzprodukten wie Aktien oder Anleihen. Denn man muss sich nicht selbst um die Verwahrung in einem Wallet kümmern. Das übernimmt der Emittent des ETFs, der im Übrigen auch die tatsächlichen Coins kauft. Wer Anteile an einem solchen Spot-ETF kauft, hält Bitcoin oder Ether also nicht direkt selbst, sondern bekommt ein Zertifikat, das besagt, dass man Anspruch auf die gekaufte Menge X hat.

Das Konzept ist dasselbe wie bei einem Goldzertifikat und vor allem für institutionelle Investoren interessant. An der hohen Volatilität von Kryptowährungen ändert freilich auch ein solcher ETF nichts – dieser bildet nur die Preise ab. Dass die Kurse stark schwanken können, zeigte sich beim Bitcoin-ETF während der vergangenen Monate.

Kein Ansturm

Obwohl die Zulassung ein großer Erfolg für die Kryptobranche ist, reagierte Ether vorerst mit Kursverlusten. Generell blieb der große Ansturm, wie es ihn nach der Zulassung vom Bitcoin-ETF gab, zumindest vorerst aus. Ether notierte am Freitagnachmittag bei rund 3700 Dollar und Bitcoin bei knapp 67.400 Dollar. Angesichts des historischen Meilensteins dürften Investoren getreu dem Motto "Buy the rumor, sell the fact" agieren und ihre Gewinne einstreichen, sagte Timo Emden von Emden Research.

Bis die Ether-Spot-ETFs tatsächlich starten, könnten Wochen oder Monate vergehen. Anbieter wie Blackrock, Fidelity oder VanEck benötigen eine individuelle Zulassung von der SEC für die Erstellung detaillierter Anlegerinformationen. Anders als bei den Anträgen der Börsen gibt es keinen festen Zeitrahmen, innerhalb dessen die SEC darüber entscheiden muss. Den Bitcoin-ETF hatte die Börsenaufsicht mehr als ein Jahrzehnt lang wegen Sorgen über mögliche Manipulationen abgelehnt. Sie sah sich im Jänner aber zur Genehmigung gezwungen, nachdem eine Investmentfirma eine Anfechtung vor Gericht gewonnen hatte.

Brancheninsidern zufolge könnte diese Zulassung auch US-Präsident Joe Biden dabei helfen, gewichtige Spenden und Stimmen von finanzstarken Krypto-Investoren zu bekommen, berichtet das deutsche Handelsblatt. In den USA gilt Bitcoin als Rohstoff. (Andreas Danzer, Reuters, 24.5.2024)