Tschechien träumt weiter vom Heim-Titel.
AFP/MICHAL CIZEK

Prag - Tschechien trennt nur noch ein Sieg vom angestrebten Titelgewinn bei der Eishockey-WM im eigenen Land. Die Gastgeber setzten sich am Samstag im Halbfinale in Prag gegen Schweden in beeindruckender Manier mit 7:3 (2:2,3:1,2:0) durch und treffen am Sonntag (20.20 Uhr/live ORF Sport +) im Endspiel auf die Schweiz. Die Eidgenossen besiegten Kanada mit 3:2 nach Penaltyschießen (2:0,0:1,0:1,0:0,1:0) und entthronten damit den Titelverteidiger.

Die in der Gruppenphase so souveränen Schweden gingen im ersten Drittel durch Marcus Johansson (4.) und Marcus Pettersson (9.) zweimal in Führung, Tschechien gelang durch Kubalik (8.) und David Kampf (10.) aber jeweils der Ausgleich. Im Mitteldrittel erspielten sich die Hausherren ein klares Übergewicht und versetzten die Heimfans in Ekstase. Binnen drei Minuten trafen Ondrej Kase (27.), Martin Necas nur 16 Sekunden später (27.) und Dominik Kubalik (30.) zur 5:2-Führung.

Die Schweden kämpften sich durch ein Powerplay-Tor von Joel Eriksson Ek zurück (36.) und machten in weiteren Überzahlsituationen Druck. Den Nackenschlag versetzte ihnen Lukas Sedlak (46.). 17.500 Zuschauer in der Halle und Tausende weitere davor jubelten ausgelassen. Sedlak setzte sechs Minuten vor Ende auch den Schlusspunkt.

Die Tschechen, die in der Gruppenphase auch Österreich mit 4:0 abgefertigt hatten, erreichten erstmals seit 2010 ein WM-Finale. Seither hatte es für die große Eishockey-Nation lediglich dreimal die Bronzemedaille gegeben. Die bis zum Halbfinale ungeschlagenen Schweden müssen hingegen trotz eines mit NHL-Stars gespickten Kaders weiter auf ihren ersten Titel seit 2018 warten. Unterliegen sie am Sonntag (15.20 Uhr) auch Kanada im Spiel um Platz drei, gehen sie zum fünften Mal in Folge bei einer WM leer aus.

Jordan Binnigton schaut der Scheibe nach.
EPA/MARTIN DIVISEK

Ausgleich im Finish

Die Kanadier verpassten es ihrerseits, erstmals nach acht Jahren den Titel wieder erfolgreich zu verteidigen. Der Rekordweltmeister musste sich der Schweiz geschlagen geben, die nach 2013 und 2018 zum dritten im Finale steht und erstmals Gold holten will.

Die Mannschaft von Langzeittrainer Patrick Fischer, die in der Gruppenphase den Kanadiern mit 2:3 unterlegen war, dominierte das erste Drittel nicht zuletzt aufgrund von drei Zweiminutenstrafen der Nordamerikaner und nutzte ihr Überzahlspiel. Die beiden NHL-Stürmer Kevin Fiala (16.) und Nino Niederreiter, der einen Josi-Schuss abfälschte (18.), trafen im Powerplay.

Die Kanadier konnten in Unterzahl zwei große Chancen durch Brandon Tanev und Dawson Mercer nicht verwerten, kamen aber durch einen glücklichen Tanev-Treffer (35.) zurück ins Spiel. Andrea Glauser beförderte den Puck mit seinem Schuh über die eigene Torlinie. Es war seit dem Österreich-Match (6:5) bzw. sechs Spielen das erste Gegentor der Schweiz im Spiel 5-gegen-5.

Im Schlussdrittel machten die Kanadier mächtig Druck, konnten den herausragenden Torhüter Leonardo Genoni aber lange Zeit nicht überwinden. Im Powerplay erzielte Kapitän John Tavares doch noch den Ausgleich (58.). In der Verlängerung überstanden beide Teams ein Unterzahlspiel, im Penaltyschießen sicherten Kevin Fiala und Sven Andrighetto mit Treffern sowie Genoni mit drei Paraden den Schweizern den Aufstieg. Für die Kanadier traf nur Jungstar Connor Bedard.

Die Schweiz hofft nun, Tschechien zum zweiten Mal in diesem Turnier zu bezwingen. In der Gruppenphase hatten sich die Eidgenossen mit 2:1 nach Penaltyschießen durchgesetzt, seither hat das Gastgeber-Team durch die beiden Stürmer David Pastrnak und Pavel Zacha von den Boston Bruins aber hochkarätige Verstärkung im Angriff bekommen. (APA, red, 25.5.2024)