Nach dem 2:0 für Tschechien brachen in der O2-Arena alle Dämme.
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Prag – Der Eishockey-WM-Titel im eigenen Land sorgt in Tschechien für Ekstase. "Ein Märchen, ein Traum, eine Fantasie" nannte etwa die Zeitung "Sport" den Triumph. Durch den 2:0-Sieg über die Schweiz vor über 17.000 Zuschauerinnen und Zuschauern am Sonntag in Prag krönten sich die Gastgeber zum 13-fachen Weltmeister und sicherten sich den ersten Titel seit 2010. "Ich kann Silber nicht mehr sehen", sagte hingegen der Schweizer Trainer Patrick Fischer verärgert.

Das Finale war eine von der Defensive geprägte Partie, David Pastrnak ebnete mit seinem Tor in der 50. Minute den Weg für die Hausherren zum Sieg. "Ich hätte nie gedacht, dass es ein Tor geben wird, das mich auf die Knie zwingen wird. Ich hatte mir gesagt, dass ich nie so feiern werde. Dann explodierte einfach etwas in mir. Es waren all diese Emotionen, die Fans, das ganze Land", sagte der NHL-Profi der Boston Bruins, der nach seinem Treffer mit den Knien über das Eis rutschte.

David Kämpf sorgte kurz vor der Schlusssirene für den Endstand und brachte ein ganzes Land in Partystimmung. Der Heimvorteil und die Begeisterung im eigenen Land pushte die Tschechen zum Sieg. "Sie waren unfassbar. Weltmeister zu werden vor diesen Fans ist unglaublich", sagte Tormann Lukas Dostal. Auch die Zeitung "Pravo" schrieb: "Eine der Hauptzutaten für den Erfolg war das heimische Umfeld. Selbst wenn die Prager Arena ein Vielfaches ihrer Kapazität gehabt hätte, wären die Zuschauerränge sofort voll gewesen."

Während die einen den großen Erfolg bejubeln konnten, war bei den Schweizern Trauer angesagt. Die dritte Finalniederlage in Folge hinterließ Spuren. "2013 zeigte uns, dass es möglich ist. 2018 waren wir schon reifer. Jetzt hatten wir das Gefühl, dass wir ready sind, da wir aus den letzten Jahren, als es nicht gut war, gelernt haben", erklärte Trainer Fischer. "Dieses Jahr hatten wir den Glauben, dass wir es schaffen können. Dass es nicht geklappt hat, ist schwierig zu akzeptieren", sagte Kapitän Roman Josi konsterniert.

Dass die Schweiz nach dem Finaleinzug und Siegen über Deutschland und Kanada mit Platz fünf so gut wie nie in der Weltrangliste platziert ist, blieb ein schwacher Trost. "Heute sind wir einfach alle nur traurig", sagte Rekordnationalspieler Andreas Ambühl. Bei der nächsten Weltmeisterschaft in Dänemark und Schweden im kommenden Jahr wird es den nächsten Anlauf geben. Spätestens aber beim Heim-Turnier in Zürich und Freiburg im Mai 2026 peilt die Schweiz die Krönung an.

Österreichs Eishockey im Aufwind

Mit Platz zehn hat Österreichs Eishockeyteam das beste Ergebnis seit 21 Jahren geschafft. Die guten Leistungen schlugen sich auch in starken Offensivstatistiken nieder, das Unterzahlspiel klappte dagegen nicht wie erhofft. Bei den Fans war die ÖEHV-Auswahl eine der beliebtesten Mannschaften. In der Weltrangliste verbesserte sich Österreich um drei Plätze auf Rang 13.

109.606 Zuschauer haben die sieben Österreich-Spiele in der O2-Arena von Prag verfolgt. Mit einem Schnitt von 15.658 Zuschauern liegt man damit auf Platz vier hinter Gastgeber Tschechien, dem entthronten Weltmeister Kanada und Großbritannien.

Kickert konnte sich mit mehreren starken Paraden auszeichnen.
David Kickert beim erfolgreichen Fischen gegen den Schweizer Philipp Kurashev.
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Überzeugt hat die Mannschaft von Teamchef Roger Bader vor allem offensiv. Mit einer Trefferquote von 13,82 Prozent (21 Tore bei 152 Schüssen) war Österreich die zweit-effizienteste Mannschaft im Torabschluss hinter Deutschland (15,91). Im Powerplay lag man mit einer Quote von 26,32 Prozent (5 Tore bei 19 Überzahlspielen) auf Platz fünf. Gute Werte wies auch Torhüter David Kickert auf, der sich mit einer Fangquote von 90,48 Prozent auf Position sechs fand.

Eine frühere Stärke, das Unterzahl-Spiel, funktionierte dagegen nicht. Mit zehn Gegentoren bei 24 Unterzahl-Spielen (58,33 Prozent Penalty-Killing) war Österreich das schwächste Team bei einem Mann weniger auf dem Eis.

Schweiz mehrfach ausgezeichnet

Die Schweizer haben zwar Gold verpasst, aber viele Ehrungen abgeräumt: der Vizeweltmeister hat nach der 0:2-Niederlage im Finale gegen Gastgeber Tschechien sogar die meisten Auszeichnungen erhalten. NHL-Torjäger Kevin Fiala, der mit sieben Treffern und sechs Vorlagen den zweiten Platz in der Scorerwertung hinter dem Amerikaner Matt Boldy (6+8) belegte, wurde von den Journalisten zum besten Spieler des Turniers gekürt.

Zudem war der 27-Jährige der Los Angeles Kings für das Direktorat des Weltverbandes IIHF der beste Stürmer der WM, sein Landsmann Roman Josi überzeugte als bester Verteidiger. Weltmeister Lukas Dostal wurde als bester Torwart ausgezeichnet. Ins All-Star-Team wählten die Journalisten neben dem Trio den schwedischen Starverteidiger Erik Karlsson, den Kanadier Dylan Cozens, mit neun Treffern Torschützenkönig, und den tschechischen Kapitän Roman Cervenka. (APA, sid, red, 27.5.2024)