Einsteins Relativitätstheorie zufolge ist die Vakuumlichtgeschwindigkeit (299.792.458 m/s; eine Naturkonstante) die maximal erreichbare Geschwindigkeit, nicht nur von Licht (Photonen), sondern auch von jeder anderen Form von Energie, Information oder Wirkung. Nun lassen zwei Physiker erneut mit einem Experiment aufhorchen, das u.a. im Journal "New Scientist" aufgegriffen wird: Dem Tunneln von Photonen, also deren Antrieb auf eine Geschwindigkeit schneller als das Licht.

Beim Tunneln, einem Phänomen der Quantenoptik, schlüpft ein Teilchen durch eine klassisch unüberwindbare Barriere. Wie Günter Nimtz und Alfons Stahlhofen von den Universitäten Köln und Koblenz erklärten, haben sie Photonen "unverzögert" durch Barrieren unterschiedlicher Größen, von wenigen Millimetern bis zu einem Meter, getunnelt – mit Überlichtgeschwindigkeit. Der Tunneleffekt könne nicht durch die spezielle Relativitätstheorie erklärt werden sondern durch die Quantenmechanik, wie Nimtz BBC am Telefon erklärte.

Nachgeprüfte und bestätigte Untersuchungen eines Teams um Nimtz zum superluminaren Tunneln von Mikrowellenphotonen (mit bis zu 4,7facher Lichtgeschwindigkeit) und auch sichtbarem Licht gibt es bereits. Für die neue Untersuchung verwendeten Nimtz und Stahlhofen ein Doppelprisma. Ihre Messungen ergaben, dass die getunnelten Photonen gleichzeitig mit den anderen (reflektierten) Photonen den äußeren Rand der Prismen erreichten, obwohl sie noch die mehrere Zentimeter (und bis zu einem Meter) breite Luftbarriere zu durchqueren hatten. Demnach mussten die getunnelten Photonen die getunnelte Strecke ohne Zeitverlust zurücklegen – ergo schneller als die Lichtgeschwindigkeit sein. Neu ist der Effekt über Strecken bis zu einem Meter, erklärten die Forscher dem Tagesspiegel. (red)