Die Putschisten erhofften sich eine Bestätigung ihres Kurses. Die Opposition rief ihre Anhänger dazu auf, bei der Volksabstimmung mit Nein zu votieren oder sie zu boykottieren. Es wurde allgemein erwartet, dass die 45,6 Millionen Stimmberechtigten dem vom Militär ausgearbeiteten Entwurf mehrheitlich zustimmen. Für diesen Fall haben die Militärmachthaber für Dezember Parlamentswahlen in Aussicht gestellt.
Annähernd 200.000 Polizisten und Soldaten waren landesweit im Einsatz. Die Streitkräfte hatten im September 2006 mit Zustimmung von König Bhumibol Adulyadej die zivile Regierung des Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra gestürzt, dem Korruption, Vetternwirtschaft und ein autokratischer Führungsstil zur Last gelegt wurden.
Festigung der Macht
Der 186 Seiten umfassende Verfassungsentwurf schmälert die Machtbefugnisse des Regierungschefs, dessen Amtszeit damit auf zwei vierjährige Mandate beschränkt wird. Außerdem ist ein Im- peachment-Verfahren vorgesehen. Kritiker bemängeln, dass die Macht der Armee zementiert würde und die Streitkräfte weiter die Fäden ziehen könnten.
Eine große Bedeutung hat die Stimmbeteiligung, über die zunächst keine Angaben vorlagen. Bleibt sie unter 50 Prozent, wäre nach Einschätzung von Experten die Legitimität des neuen Verfassungstextes infrage gestellt. Die Militärregierung hat daher mit einer massiven Kampagne für eine Beteiligung geworben. Sie versprach ein "stabiles und moralisch begründetes politisches System", durch das Demokratie und konstitutionelle Monarchie gesichert würden.
Experten meinen, die Verfassung soll vor allem die Herrschaft der alten Eliten wieder herstellen, die der gestürzte Thaksin mit seiner Partei "Thai Rak Thai" (Thai lieben Thai) seinerzeit herausgefordert hatte. Er stammt aus der chinesischen Volksgruppe und ist der Sohn eines Seidenhändlers. Thaksin, der sich vor allem auf die ärmere Bevölkerung stützte, war zweimal zum Ministerpräsidenten gewählt worden. Gegen ihn wurden aber schwere Korruptionsvorwürfe erhoben, als seine Familie ihren Anteil an dem von ihm gegründeten Telekommunikationsunternehmen steuerfrei für 1,9 Milliarden Dollar nach Singapur verkaufte. Er lebt inzwischen in London im Exil.