Für den kasachischen Staatschef Nursultan Nasarbajew muss es eine neue Erfahrung gewesen sein: Es gibt Parlamentswahlen - und sie sind wichtig. Das Land will im Jahr 2009 den Vorsitz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) übernehmen, was hoch umstritten ist. Vor allem die USA und Großbritannien sind dagegen. Die Entscheidung fällt einstimmig. Und dann ist es auch noch just diese OSZE, die die Einhaltung internationaler Standards überwacht und Verletzungen dokumentiert. Die Wahlen - "der entscheidende Lackmustest", wie ein westlicher Diplomat sagte.

Aber der Versuch, das Land als demokratischen Staat und die Wahlen als fair und frei zu präsentieren, ist ziemlich misslungen. Nicht nur, dass die OSZE-Beobachter (trotz einiger Fortschritte) zahlreiche Verstöße gegen die Standards festgestellt haben. Auch das Ergebnis spricht für sich: Saßen früher zumindest noch ein paar kleine Parteien im Abgeordnetenhaus, so ist die Präsidentenpartei Nur Otan - Strahlendes Vaterland - künftig allein im Parlament. Dank einer Sieben-Prozent-Hürde, die die Einführung des Verhältniswahlrechts mit sich gebracht hat.

Die Wahlen dürften die Kritiker eines Vorsitzes in der OSZE nicht überzeugt haben, deren Skepsis in den vergangenen Wochen zusätzliche Nahrung erhalten hat: Erst im Juni hat sich Nasarbajew eine Verlängerung seiner Amtszeit bestätigen lassen. Die Auslieferung seines Ex-Schwiegersohns Rakhat Aliew aus Wien lehnte ein österreichisches Gericht mit dem Hinweis ab, dieser könne in Kasachstan kein faires Verfahren erwarten.

Über das endgültige Ja oder Nein zum Vorsitz ist damit freilich noch nicht viel gesagt. Die OSZE-Staaten könnten sich trotzdem dafür entscheiden, Astana damit zu betrauen - weil damit in der kriselnden Organisation möglicherweise weniger Schaden angerichtet wird als mit einer Ablehnung. Letztere wäre vor allem Wasser auf die Mühlen Russlands, das die Organisation seit Langem als westlich voreingenommen kritisiert. (DER STANDARD, Printausgabe, 20.8.2007)