Wien - Der Branchenriese Nokia Siemens Networks (NSN) ist durch den Zusammenschluss per 1. April 2007 in Österreich zum Marktführer bei Telekominfrastruktur aufgestiegen. Von den Erfahrungen auf dem gesättigten heimischen Markt sollen nun auch die ebenfalls zur Region Zentral- und Osteuropa gehörenden Länder profitieren. Das Kostensenkungsprogramm läuft unterdessen weiter: Beim geplanten Mitarbeiterabbau will NSN ohne Kündigungen auskommen und die drei Standorte in Österreich mittelfristig auf einen reduzieren.

Expansion in CEE

"Bis 2010 werden wir in der Region Zentral- und Osteuropa zum Branchenführer aufsteigen. Dahinter steht natürlich noch ein bisschen Arbeit", erklärte Dietmar Appeltauer, Geschäftsführer von Nokia Siemens Networks Österreich und Leiter der Region Zentral- und Osteuropa, heute, Montag, vor Journalisten in Wien. "Hierzulande ist ein Wachstum eigentlich nicht mehr gegeben. Aber die neun Länder Südosteuropas profitieren von den Erfahrungen, die wir in Österreich gemacht haben", so Appeltauer. In der Region beschäftigt NSN 1.700 Mitarbeiter, davon rund 600 in Österreich.

Eine Ausweitung des Stellenabbaus über die angekündigten zehn bis 15 Prozent hinaus könne er nicht ausschließen. "Derzeit schaut es aber nicht danach aus. Wir erheben die Situation und gehen Land für Land durch", sagte Appeltauer. Es gebe mit den Belegschaftsvertretern intensive Diskussionen über Mitarbeiter- und Sozialprogramme. Kündigungen sollen jedenfalls vermieden werden.

Suche nach zentralem Standort

Die Zusammenlegung der drei Standorte in Österreich - zwei in Wien, einer in Eisenstadt - könnte weitere Kosteneinsparungen bringen. So übersiedeln derzeit Ex-Nokia-Mitarbeiter in die Siemens-Niederlassung an der Erdberger Lände. Für die Suche nach einem neuen gemeinsamen Standort will sich Appeltauer ein bis zwei Jahre Zeit lassen. In Österreich zählen alle Mobilfunker, die größten Telekomunternehmen sowie Energieversorger zu den Hauptkunden von NSN.

Bis 2015 rechnet das Unternehmen damit, dass fünf Milliarden Menschen - also etwa 70 Prozent der Weltbevölkerung - über Internet, Mobilfunk oder Festnetz miteinander vernetzt sind. Aktuell seien es etwa 40 Prozent. Diese Entwicklung habe massiven Einfluss auf die europäische Telekomindustrie. "Den klassischen Telekommarkt wird es nicht mehr geben", ist der NSN-Manager überzeugt. Verantwortlich dafür seien neue Mitbewerber, der steigende Kostendruck, rasante technologische Veränderungen und neue Geschäftsmodelle durch kostenlose Internet-basierte Angebote. "Noch leben wir aber massiv von der alten Welt", so Appeltauer.

Massive Quartalsverluste

Nokia Siemens Networks hatte im ersten Quartal massive Verluste eingefahren und will deshalb mehr Stellen abbauen als bisher geplant. Nach einem operativen Fehlbetrag von 1,26 Mrd. Euro kündigte das Unternehmen Anfang August an, den Sparkurs zu verschärfen. Ursprünglich wollte NSN bis 2010 bis zu 9.000 der insgesamt 60.000 Arbeitsplätze streichen. Weltweit ist der Branchenriese laut eigenen Angaben mit einem kombinierten Pro-Forma-Nettoumsatz von rund 17 Mrd. Euro im Geschäftsjahr 2006 Nummer zwei hinter Ericsson, danach folgen Alcatel-Lucent, Nortel und Cisco.

NSN war am 1. April 2007 an den Start gegangen. Die Schmiergeldaffäre in der früheren Siemens-Telekommunikationssparte Com hatte den Zusammenschluss der Kommunikationssparten der Finnen und der Münchener um drei Monate verzögert. (APA)