Madlala-Routledge wurde offiziell gefeuert, weil sie sich in ein Flugzeug setzte, um einer Aids-Konferenz in Madrid beizuwohnen, was Präsident Thabo Mbeki nicht gefiel. Das klingt bizarr. Bei den derzeitigen Querelen in der Regierung in Pretoria geht es aber um weit Ernsteres als um einen Konkurrenzkampf zwischen zwei Frauen. In Südafrika sind 5,4 Millionen Menschen, darunter 257.000 Kinder, das sind zwölf Prozent der Bevölkerung mit dem HI-Virus infiziert. Jeden Tag sterben 1000 Südafrikaner an Aids, 1400 infizieren sich neu, die meisten von ihnen sind Jugendliche.
Lange hat die südafrikanische Regierung die Pandemie bagatellisiert. Selbst Mbeki bezweilbezweifelte in aller Öffentlichkeit, dass der HI-Virus überhaupt der Aids-Erkrankung zugrunde liegt.
Da passt es dazu, dass die heute 66-jährige Tshabalala-Msimang als Gesundheitsministerin allen Ernstes Rote Rüben, Knoblauch, Kartoffeln und Olivenöl als Therapie gegen Aids propagierte und die antivirale Therapie, die die Lebenserwartung erhöhen kann, infrage stellte. Bereits im Vorjahr wurde Mbeki deshalb von internationalen Wissenschaftern bei der Aids-Konferenz in Toronto aufgefordert, Frau Doktor Rote Rübe, wie sie von NGOs spöttisch genannt wird, abzusetzen. Der frühere UN-Gesandte für HIV/Aids in Afrika, Stephen Lewis, bezeichnete die Aids-Politik des südafrikanischen Gesundheitsministeriums als "undurchsichtig, zögerlich und fahrlässig". Und Mbeki nannte er den Präsidenten, der über die Aids-Apokalypse walte. Mit diesem schrecklichen Erbe werde er in den Geschichtsbüchern herumgeistern, so Lewis.