New York - "Schuldig." Mit diesem Wort könnte Tim Donaghy einer langjährige Gefängnisstrafe entgehen.

Der Aufsehen erregende Schiedsrichter-Skandal in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA steht vor der Aufklärung. Donaghy, ein 40-jähriger Referee, hatte vor einem New Yorker Gericht zugegeben, jahrelang auf von ihm geleitete Spiele gewettet zu haben. In den nächsten Tagen wird er wohl detailliert über seine Beziehungen zur Mafia aussagen. Obwohl Donaghy seit 2003 Spiele verpfiffen haben soll, dürfte er nach Einschätzungen von Experten die Maximalstrafe von 25 Jahren Haft vermeiden. Mag sein, dass er sogar mit einer Bewährungsstrafe davonkommt. Das Urteil soll am 9. November fallen.

Das FBI war im Rahmen der Ermittlungen gegen die Mafia-Familie Gambino auf die Machenschaften des Schiedsrichters gestoßen, der nach eigenen Angaben spiel- und tablettensüchtig ist. Er übermittelte Insider-Tipps via Telefon und verschlüsselte Codes, das brachte ihm zunächst 2000, später 5000 Dollar pro Spiel ein, ein Pappenstiel in Relation zu seiner Jahresgage von 260.000 Dollar im Jahr 2006.

Dass Donaghy über Sieg oder Niederlage entschied, ist eher unwahrscheinlich. Fest steht, er hat in den vergangenen zwei Saisonen mehr Freiwürfe, technische Fouls sowie Ausschlüsse (Foul-Outs) als jeder andere Referee verhängt. So trieb er das Score in die Höhe. 2006/07 wurden in "seinen" Spielen im Schnitt 201,37 Punkte erzielt, die Wettbüros hatten 187,9 Punkte erwartet. In zehn Donaghy-Partien zu Jahresbeginn 2007 waren erst kurz vor dem Tip-Off große Beträge darauf gesetzt worden, dass das Gesamtscore höher sein würde als vom Wettbüro prognostiziert - und zehnmal ging die Wette auf.

NBA-Chef David Stern nennt Donaghy eine "Ratte" und einen Einzeltäter. Doch kursieren schon Gerüchte, dass Donaghy bis zu 20 andere Schiedsrichter nennen will, die in Wett-Aktivitäten involviert sein sollen. (sid, red, DER STANDARD Printausgabe 21. August 2007)