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Über die letzten vier Wochen betrachtet bleibt ein negativer Saldo übrig.

Foto: AP/Kammerer
"Volatilität" ist das meist verwendete Wort der letzten Wochen an den Börsen überhaupt und natürlich auch an der Wall Street. Die Probleme mit den zweitklassigen US Hypothekenanleihen brachten riskantere Anlageformen insgesamt unter Druck, schließlich wurde alles verkauft, was eine höhere Risikotangente aufwies und im bisherigen Jahresverlauf gut performt hatte – Aktien, aber auch Rohstoffe, von riskanteren Unternehmensanleihen nicht zu reden. Am 17. August griff die US Notenbank dann ein und senkte den Diskontsatz. Das ist zwar noch keine Senkung der Leitzinsen, sondern erleichtert "nur" den Banken die Refinanzierung bei der Notenbank. Die Wirkung auf die Märkte, namentlich die Aktien, war dennoch enorm. An einem Handelstag legten die großen US Indizes die stärkste Rallye der letzten vier Jahre hin.

Dennoch bleibt über die letzten vier Wochen betrachtet ein negativer Saldo übrig. Dow und S&P haben in diesem Zeitraum zwischen 5,5 und 5,75 Prozent verloren, die Nasdaq gab um 6,7 Prozent nach. Damit ist die volatile Zeit an den Börsen aber keineswegs vorbei, eher im Gegenteil. Der Markt zeigt sich eben doch sehr nervös, und das in beide Richtungen. Fundamental stellt sich jetzt die Frage, ob die US Notenbank mit diesem Schritt eine echte Senkung der Leitzinsen im September vorbereitet. Und falls das so ist, ob sie damit dem Finanzmarkt zu sehr entgegen kommt und ein Anspringen der Inflation in Kauf nimmt, nur um die Märkte zu beruhigen. Tatsache ist allerdings, dass die Fed befürchtet, die Turbulenzen an den Märkten könnten sich auf die reale Wirtschaft auswirken. Insofern will sie den Märkten ausreichend Liquidität zur Verfügung stellen und beruhigend wirkten. Sollten sich die Wogen bis zum 18. September (nächste tourliche Fed-Sitzung) tatsächlich glätten, könnte sich für die Notenbank noch ein weiteres Problem stellen. Wenn sie dann nämlich die Zinsen doch nicht senkt, könnte das den Markt wiederum enttäuschen.

Wesentlich für die weitere Entwicklung der Aktien sind somit im Moment die Rentenmärkte und natürlich die Politik der Notenbank. Da die Unternehmensergebnisse für das dritte Quartal erst Anfang Oktober herauskommen, hat die Börse bis dahin Zeit, sich auf die Nachrichtenlage an den Rentenmärkten zu konzentrieren. Interessant sollten die Zahlen der großen Investmentbanken werden, die gegen Mitte September erwartet werden. Da sie in vieler Hinsicht das Zentrum des Sturms gebildet haben, werden ihre Gewinnausweise wohl mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt.

Ebenfalls ein Thema für die Märkte könnte der Ölpreis werden, zumal die Hurrikan-Saison im Golf von Mexiko ihrem Höhepunkt zustrebt. Der Wirbelsturm "Dean" war ja schon ein erster Hinweis in diese Richtung. Wenn sich hier die Anzeichen verdichten, dass ein Sturm die Ölförderanlagen im Golf von Mexiko wesentlich beschädigen könnte, wäre das für das Vertrauen am Aktienmarkt im Moment sicher auch nicht hilfreich.

Die Liste der Gewinner und Verlierer im Dow weist in den letzten vier Wochen wenige Überraschungen auf. Am besten haben sich defensive Werte, wie Procter & Gamble, Coca Cola und die Pharmatitel Merck bzw. Johnson & Johnson gehalten. Abgestraft wurden vor allem Zykliker, wie Alcoa, die Baumarktkette Home Depot, die wieder eine Gewinnwarnung ausgesprochen hat, sowie Caterpillar und GM.

Fazit: Wir gehen nicht davon aus, dass sich die Nervosität so schnell legt, zumal die Anleger bei weiteren schlechten Nachrichten von der US Immobilien Front ihre Cashbestände noch mehr nach oben schrauben könnten. Insofern raten wir in der derzeitigen Lage weiterhin zur Vorsicht, geben aber gleichzeitig den Denkanstoss, die Volatilität im Verlauf des Herbstes vielleicht einmal als Einstiegsgelegenheit zu betrachten.