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Foto: REUTERS/Sam Mircovich/Files
Boston - Der Ausbruch einer tödlichen Krankheit in der virtuellen Welt kann Einblicke in die Ausbreitung wirklicher Epidemien ermöglichen. Die "Corrupted Blood"-Krankheit breitete sich rapid im Online-Spiel "World of Warcraft" aus: In einem unkontrollierten Ausbruch starben die Avatare tausender Spieler ihren virtuellen Tod, was in der Spielwelt zu sozialem Chaos führte; Quarantänemaßnahmen blieben erfolglos. Laut "Lancet Infectious Diseases" lassen sich aus diesem Vorfall entscheidende Erkenntnisse darüber gewinnen, wie sich Menschen in einer derartigen Krise verhalten.

Im Spiel gab es eine ganze Reihe von Reaktionen der von der Infektion "bedrohten" Spieler. Diese Reaktionen wiesen laut BBC Ähnlichkeiten mit jenen bei einer realen Bedrohung auf. Manche handelten selbstlos, versuchten anderen zu helfen, auch wenn das bedeutete, dass sich selbst anstecken konnten. Andere flohen aus den infizierten Städten und versuchten sich selbst zu retten. Manche Infizierte machten es sich zum Ziel, andere bewusst anzustecken.

Modell für die Wirklichkeit - mit Einschränkungen

Nina Fefferman von der Tufts University School of Medicine erläuterte, dass das menschliche Verhalten einen großen Einfluss darauf habe, wie sich eine Krankheit ausbreitet. Die virtuelle Welt sei eine hervorragende Möglichkeit, das menschliche Verhalten zu studieren. "Die Spieler schienen sich wirklich bedroht zu fühlen. Sie nahmen das Risiko einer Infektion ernst, auch wenn es sich nur um ein Spiel handelte."

Die Wissenschaftlerin gab zu, dass die virtuelle Umgebung ein risikoreicheres Verhalten begünstigen könnte. Dieser Umstand könne jedoch beim Ziehen von Schlussfolgerungen berücksichtigt werden. Bisher seien Forscher erheblich eingeschränkt gewesen, da sie sich nur auf Beobachtungen und im Nachhinein erstellte Studien berufen konnten. Im realen Leben wäre es nicht ethisch eine Krankheit auszulösen, nur um die Auswirkungen zu untersuchen - Computermodelle unterliegen derartigen Beschränkungen nicht. Trotzdem beruhen sie auf mathematischen Regeln, die eine Einschätzung des Verhaltens ermöglichen. (pte)