Wiener Neustadt/Salzburg – In der guten alten Korova-Milchbar zu sitzen und einen Moloko Plus zu trinken hat schon in Stanley Kubricks (beziehungsweise Anthony Burgess) Klassiker "Uhrwerk Orange" zu Gewaltorgien gegen Obdachlose und Wehrlose geführt. Aggression und Alkohol ist auch fast 40 Jahre später noch immer eine verheerende Mischung, wie zwei Prozesse in Wiener Neustadt und Salzburg zeigen.

Misshandelt, gefesselt und geknebelt

Das Opfer im niederösterreichischen Fall: ein 81-jähriger Mödlinger, der im November 2005 in seiner Ein-Zimmer-Wohnung gestorben ist. Misshandelt, gefesselt, geknebelt, bis sein Herz stillstand und der Kreislauf versagte. Einen der Täter, einen 28-jährigen Polen, kennt man, er wurde bereits zu 20 Jahre Haft verurteilt. Am Mittwoch stand der damals 18 Jahre alte Komplize in Wiener Neustadt vor den Geschworenen.

Eine Woche vor der Tat habe er den "Opa" kennen gelernt, erzählte der junge, ebenfalls aus Polen stammende Mann. Fünf oder sechs Tage habe er bei dem Pensionisten schon übernachtet, der Tagesablauf war vom Rausch geprägt. "Wir haben praktisch die ganze Zeit Alkohol getrunken", schilderte der laut Gutachter höhergradig geistig abnorme Angeklagte. In Lokalen und zu Hause.

Was dann am 25. November passiert ist? Der Pensionist habe plötzlich zu schreien begonnen. "Wir wollten ihn beruhigen, deshalb das Fesseln", hatte der Beschuldigte noch dem Untersuchungsrichter gesagt. Vor Gericht will er sich das Geschehen "nicht mehr in Erinnerung rufen."

Quälerei

Laut Staatsanwalt Wolfgang Handler hat sich anderes abgespielt. Nach einem Streit hätten die beiden Polen den Gastgeber gequält, ihm Alkohol eingeflößt, ihn gefesselt und geknebelt. Dann seien sie außer Haus gegangen, bei ihrer Rückkehr sei der Pensionist tot gewesen. Um die Tat zu vertuschen, versuchten sie noch, einen Brand zu legen, ehe sie flüchteten.

Tod in der Tiefgarage

"Einfacher" scheint die Tötung in Salzburg. Dort sollen ein 22-jähriger Leiharbeiter und eine 52-jährige Sozialhilfeempfängerin nach einer Zechtour einen 51-jährigen Obdachlosen in einer Tiefgarage erst aufgeweckt und dann so lange getreten und geschlagen haben, dass er zwei Tage später starb. Beide Prozessen wurden zur Zeugenladung vertagt. (APA, moe/ DER STANDARD Printausgabe 23.8.2007)