Michael Guggenberger zeigt Esther Fritsch ausgegrabene Mauerreste beim alten Innsbrucker jüdischen Friedhof

Foto: STANDARD/ Hannes Schlosser
Innsbruck - Fünf Wochen lang hat ein Team um den Historiker und Archäologen Michael Guggenberger auf der unscheinbaren Wiese gegraben und dabei Teile der Mauer rund um den alten jüdischen Friedhof Innsbrucks freigelegt. "Wir können bestätigen, was wir über den Friedhof wissen, beziehungsweise vermutet haben", sagt Guggenberger.

Die Ausgrabungen lassen auf eine Fläche von rund 20 mal 20 Meter schließen. Umgeben ist die leicht abschüssige Wiese von Sträuchern und jüngeren Bäumen, von unten dringt der Lärm der Stadt herauf. Hundert Meter oberhalb verweist die Flurbezeichnung Judenbühel auf die historischen Zusammenhänge.

1503 erstmals erwähnt

Der alte Friedhof wurde 1503 erstmals erwähnt, gesichert ist, dass Samuel May 1598 erlaubt wurde, hier seine Angehörigen zu beerdigen. 1864 hat das letzte Begräbnis stattgefunden, bald darauf wurde die Mauer geschliffen und das Gräberfeld eingeebnet. In den Jahren zuvor war es zu Verwüstungen gekommen, begünstigt dadurch, dass das Areal unterhalb der Weiherburg sehr abgeschieden liegt. Die Jüdische Gemeinde erhielt ein kleines Areal am Innsbrucker Westfriedhof zugesprochen, der alte Friedhof geriet beinahe in Vergessenheit.

Grabungen auf dem Friedhof

Jetzt sollen keine weiteren Grabungen stattfinden. Im Gegenteil: Die freigelegten Mauerreste werden wieder zugeschüttet. "Grabungen auf dem Friedhof sind nach unseren Glaubensgrundsätzen nicht erlaubt", sagt Esther Fritsch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg. Genau genommen dürfte man nicht einmal die Wiese unter der sich die Gräber befinden betreten. Die Frage, wie viele Jüdinnen und Juden hier bestattet worden sind, wird offen bleiben. "Jede Zahl die ich nenne wäre Spekulation." Finanziert wurden die Arbeiten über eine Subvention von 13.000 Euro, die Bürgermeisterin Hilde Zach kurzfristig ermöglicht hat.

Friedhofsmauer per Hecke kennzeichnen

Von der Idee, die frühere Friedhofsmauer per Hecke zu kennzeichnen, ist man wieder abgekommen. Am Zugangsweg wird bald eine Infotafel aufgestellt, aber welche Zeichen am Ort des unsichtbaren Friedhofs gesetzt werden, sei noch offen, betont Fritsch. Als Möglichkeit nennt sie das Aufstellen eines Grabsteins mit hebräischer Inschrift. (Hannes Schlosser/ DER STANDARD Printausgabe 23.8.2007)