Die Überlegung aus Brüssel, den CO2-Großemittenten Verkehr zu zügeln, beschäftigt auch die heimische Autozulieferindustrie. Diese beansprucht einen Teil vom Klimafonds-Kuchen
Redaktion
,
Wien – Eine schon Ende der 90er-Jahre zwischen der EU-Kommission und dem Verband der Europäischen Automobilhersteller (ACEA) geschlossene freiwillige Vereinbarung, bis 2008 den CO2-Ausstoß von Neuwagen auf im Schnitt 140 Gramm pro Kilometer zu begrenzen, hat nicht viel gebracht: Die Emissionen bei Neuwagen europäischer Herkunft liegen bei 160 g/km.
Warum das so ist, darüber wird gestritten: Die Kunden fragten eher große, komfortable Wagen nach, meint die Autoindustrie. Solche schweren Wagen würden in der Werbung auch eher gepusht, entgegnen Kritiker wie Christian Gratzer, Sprecher des Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Gratzer bemängelt, dass viel zu wenig hervorgestrichen wird, dass sich leichtere Bauweise und weniger CO2-Emissionen auch börselschonend auf den Spritverbrauch durchschlägt.
Verbindliche Regeln
Weil der Verkehr in Österreich ebenso wie in der EU ungehemmt zunimmt, will die Kommission nun von einer Selbstverpflichtung der Autoindustrie Abstand nehmen und bis 2008 EU-weit verbindliche Regeln schaffen. Ziel: Die Treibhaus-relevanten Auto-Emissionen auf 130 g/km zu drücken, und zwar bis 2012. Gratzer erwartet, dass dies nicht das Ende der Fahnenstange ist und ab 2020 Vorgaben von nur mehr "70, 80 Gramm CO2 pro Kilometer" gefordert werden.
Dieses Ziel zu erreichen gehe nur auf mehreren Schienen, erklärt dazu Josef Affenzeller, Direktor für Forschungskoordination beim Grazer Motorenentwickler AVL List: Bei Kraftstoffen müssten mehr CO2-arme Biokraftstoffe zum Einsatz kommen. Beim Autobau seien viele Optimierungsschritte zu setzen. Auch erwartet er, dass künftig leichtere Werkstoffe und "ganz neue Typen von Vehikeln" gebaut werden.
Forschung ist im Gang
Bei Antrieb und Getriebe werde kräftig geforscht, erklärt Affenzeller, der es als "wünschenswert" bezeichnet, wenn die forschungsintensive Autozulieferindustrie aus dem Klima- und Energiefonds projektbezogen dotiert würde. Dabei gehe es darum, mit neuen Verbrennungsverfahren eine höhere Kraftstoffausbeute zu erlangen. Forschung gebe es auch bei Hybridautos, also einer Kombination aus Elektro- und Benzinmotoren. "Da lässt sich noch viel herausholen", sagt Affenzeller. Etwa, indem Bremsenergie gespeichert und beim Anfahren genutzt wird. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.8.2007)
Forum:
Ihre Meinung zählt.
Die Kommentare im Forum geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
Die Redaktion behält sich vor, Kommentare, welche straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen,
den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen
(siehe ausführliche Forenregeln),
zu entfernen. Benutzer:innen können diesfalls keine Ansprüche stellen.
Weiters behält sich die STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H. vor, Schadenersatzansprüche
geltend zu machen und strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.