Wien - Sie oder er wird ein Unternehmen mit einem Umsatz von fast 96 Millionen Euro führen. Gewinne machen ist unerwünscht. Bewerber sollten ein Studium abgeschlossen haben, Sprachkenntnisse sind ein Muss. Kritiker sagen: Diplomatenstatus und ÖVP-Nähe sind kein Nachteil.

Für kommenden Oktober sucht das österreichische Außenministerium einen neuen Geschäftsführer für die Austrian Development Agency (ADA), diese Woche endete die Bewerbungsfrist. Politische Verstimmung löst die Art der Besetzung aus. Entschieden wird im Ministerium hinter verschlossenen Türen, kritisiert die außenpolitische Sprecherin der Grünen, Ulrike Lunacek. Ein öffentliches Hearing der Bewerberinnen, über deren Zahl das Ministerium schweigt, gibt es nicht. Das Außenamt verweist auf das Entwicklungshilfegesetz, das eine Anhörung nicht vorsieht.

Kritik kommt von den Grünen aber auch, weil ihrer Ansicht nach erneut ein Diplomat ernannt werden soll.

Einige Bewerber haben sich gegenüber dem Standard geoutet. Den Posten will etwa Österreichs Botschafter in Griechenland, Herbert Kröll, der als Diplomat in Pension geht. Detail am Rande: Der bisherige ADA-Chef, Michael Linhart, wird selbst neuer Botschafter in Athen. Beworben haben sich auch Helmut Freudenschuss, Botschafter in Pretoria, und Konstantin Huber, der im Finanzministerium für die Weltbank zuständig ist.

Gerüchte über Interesse gibt es bei Brigitte Öppinger-Walchshofer, der General- inspektorin im Außenministerium. Einen Kommentar wollte sie nicht abgeben. Geschwiegen wird zur Ausschreibung bemerkenswerterweise auch in der SPÖ. Dabei dürfte die ADA ein zukunftsträchtiges Unternehmen sein.

Die Gründung der GmbH, die seit 2004 für bilaterale Entwicklungshilfe zuständig ist, war umstritten. Dass ein privates Unternehmen beauftragt wurde, findet inzwischen aber Zustimmung. Und internationale Zusagen lassen darauf schließen, dass Entwicklungshilfe künftig ein relativ krisensicheres Geschäft bleibt. Auch wenn manche Bewerber von weit anreisen müssten, gibt es Zweifel an der Internationalität des Verfahrens. Ausgeschrieben wurde in der Wiener Zeitung und der Presse, also nur in Österreich. (András Szigetvari/DER STANDARD, Printausgabe, 24.8.2007)