Die Würdigungstafel für Gerhart Harrer neben der Eiche auf dem Gelände der Salzburger Christian-Doppler-Klinik.

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Die Tafel neben einer Eiche auf dem Rasen der Christian-Doppler-Klinik in Salzburg ist schlicht gehalten – sie wurde heuer im Jänner zum Geburtstag des früheren Chefs der Landesnervenklinik vom Klinikvorstand aufgestellt. Ihre Aufschrift "Eiche gewidmet Prof. Dr. Gerhart Harrer zum 90. Geburtstag – 2007" empört Karl Öllinger, den Sozialsprecher der Grünen, jedoch. "Harrer war SS- und NSDAP-Mitglied", die Symbolik mit der Eiche sei völlig unsensibel. Harrer hatte die Klinik von 1962 bis 1984 geleitet.

Im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) teilt man diese Meinung. "Es zeigt von einem beträchtlichen Mangel an Sensibilität, Harrer im Jahr 2007 eine Gedenktafel zu widmen", sagt DÖW-Leiterin Brigitte Bailer-Galanda. Harrer sei in der NS-Zeit am Hygienischen Institut der Uni Wien tätig gewesen, wo man sich mit den ideologischen Grundlagen der "Rassenhygiene" befasste.

Nach dem Krieg wurde Harrer Mitglied des Bundes Sozialistischer Akademiker und war als Gutachter tätig. So befand er im Fall einer Frau, die in mehreren Konzentrationslagern inhaftiert gewesen war, dass ihre neurologische Erkrankung nicht nach dem Opferfürsorgegestz zu entschädigen sei, da der KZ-Aufenthalt für den Verlauf ihrer Erkrankung "sicher ohne Einfluss geblieben" sei. Harrer, der noch immer auf der Gerichtssachverständigenliste steht, war bis zu Redaktionsschluss nicht erreichbar.

Bei den Salzburger Landeskliniken (Salk) will man in Sachen Tafel keine schiefe Optik erkennen. Auf dem Teil des Geländes stünden eben nur Eichen, sagt Salk-Sprecherin Mick Weinberger zum STANDARD, auch Harrers Nachfolger würden dort einmal eine Tafel und einen Baum bekommen. Klinikchef Gunther Ladurner befand sich am Freitag im Ausland und war telefonisch nicht für eine Stellungnahme erreichbar. (Bettina Fernsebner-Kokert/DER STANDARD; Printausgabe, 25./26.8.2007)