Madrid - Das spanische Innenministerium hat nach dem ETA-Anschlag vom vergangenen Freitag auf eine Polizeikaserne in der baskischen Stadt Duranga die "höchste Alarmstufe" ausgelöst. Anti-Terrorexperten rechnen damit, dass sich die baskische Terrororganisation bereits in Kürze mit einer regelrechten Attentatsserie zurückmelden könnte.

Die Anschläge könnten sogar an mehreren Orten simultan stattfinden, um Stärke zu demonstrieren, erklärten Anti-Terrorexperten am Montag gegenüber der Online-Ausgabe der spanischen Zeitung "El Mundo". Zudem dürften die Terroristen ihre gewalttätigen Aktionen auf die Nachbarregion Navarra oder andere nordspanische Orte ausweiten, obwohl vor allem im spanischen Baskenland ("Euskadi") selbst mit Anschlägen zu rechnen sei, so die Polizeiexperten.

Das Innenministerium vermutet, dass die ETA ("Euskadi Ta Askatasuna/Baskenland und Freiheit") derzeit in der baskischen Region Vizcaya und in Navarra über zwei feste Mord-Kommandos verfügt. Bei dem Anschlag am vergangenen Freitag handelte es sich um das erste Attentat, nachdem die Terrororganisation Ende März eine fast einjährige Waffenruhe aufgekündigt hatten. Die 100 Kilogramm schwere Autobombe verletzte zwei Beamte und verursachte großen Sachschaden.

Unterdessen suchen Spanien und Portugal gemeinsam nach ETA-Terroristen. Bereits in den kommenden Tagen werden vier Anti-Terrorspezialisten der Guardia Civil, Vertreter der spanischen Staatsanwaltschaft sowie ein Richter nach Portugal reisen, um dort mit ihren portugiesischen Kollegen eine Ermittlungskommission zu bilden. Die Experten sollen prüfen, ob die ETA Portugal als neues Rückzugsgebiet und Unterschlupf benutzt.

ETA-Terroristen zündeten Autobombe in Olivenhain

Mutmaßliche ETA-Terroristen haben an der spanischen Mittelmeerküste vorzeitig eine Autobombe gezündet, weil sie sich von der Polizei verfolgt fühlten. Der Sprengsatz explodierte nach Angaben des Madrider Innenministeriums vom Montag an einem Olivenhain in einer abgelegenen Gegend bei Castellón in Ostspanien. Es wurde niemand verletzt.

Der Sprengsatz hatte sich in einem Wohnwagen befunden, den fünf Mitglieder der baskischen Untergrundorganisation mit Waffengewalt in Frankreich geraubt hatten. Die Eigentümer des Wohnwagens, ein Ehepaar, und dessen vierjähriger Sohn wurden zeitweise als Geiseln festgehalten, später aber freigelassen.

Nachfolge-Organisation der Batasuna-Partei droht Verbot

Der Baskisch Nationalistischen Aktion (ANV), Nachfolgeorganisation der verbotenen Batasuna-Partei, droht in Spanien Parteiverbot. Das kündigte Spaniens Innenminister Alfredo Perez Rubalcaba (PSOE) im spanischen Nationalradio RNE an. Die Beziehungen zwischen der ANV und der baskischen Terrororganisation ETA ("Euskadi Ta Askatasuna/Baskenland und Freiheit") würde derzeit genauestens von der spanischen Regierung untersucht und sollte es nur das kleinste Anzeichen einer Verbindung geben, würde man "keine Sekunde" zögern, die nationalistische Baskenpartei zu verbieten, so Rubalcaba.

Mit der Ankündigung reagierte Rubalcaba auf die Forderung des konservativen Oppositionsführers Mariano Rajoy (PP), die ANV mit sofortiger Wirkung zu illegalisieren, da sie sich weigere, das ETA-Attentat vom vergangenen Freitag auf eine Polizeikaserne im Norden des Landes zu verurteilen. In mehreren baskischen Gemeinden waren die ANV-Vertreter den Gemeindesitzungen fern geblieben, um nicht an der Verurteilung des Attentats teilnehmen zu müssen.

Laut Rajoy sei dies die gleiche Strategie, wie sie zuvor von der mittlerweile fünf Jahre verbotenen Batasuna-Partei verfolgt wurde. Die Verurteilung eines Attentats sei nicht der Weg zum Frieden. Generell sei man aber gegen jegliche Gewalt, auch gegen die, welche der spanische Staat im Baskenland walten lasse, erklärte ein ANV-Sprecher und verurteilte die Folter von ETA-Häftlingen seitens der spanischen Polizei.

Tarnorganisation

Die Baskische Nationalistische Aktion, die als Tarnorganisation der Batasuna-Partei, dem politischen Arm der ETA, gilt, konnte bei den vergangenen Kommunalwahlen in Spanien Mitte Mai in 17 Rathäuser im Baskenland einziehen. Zwar wurden viele ANV-Kandidaten wegen ihrer Nähe zur verbotenen Batasuna zuvor aus den Wahllisten gestrichen und der Wahlerfolg der ANV blieb mit 7,41 Prozent der Stimmen weit hinter dem üblichen Wählerpotenzial der Batasuna von 12,5 Prozent zurück.

Dennoch gelang es den ETA-Sympathisanten, sich mit der ANV-Vertretung auf regionaler Ebene erneut politisches Gehör zu verschaffen. Zudem sichert die ANV-Vertretung im Parlament vorerst eine Geldeinnahme für die baskischen Terroristen der ETA und ihr politisches Umfeld, die trotz fortgesetzter Erpressungen von Unternehmern unter permanenter Geldknappheit leidet. (APA/Red)