Die Sünden der Vergangenheit werden korrigiert: Zwischen Wien und Hainburg wird stellenweise der Uferverbau der Donau entfernt. Das soll der Natur helfen – und mögliche Flutfolgen mindern.

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Zurück zu einer gesunden Donau will man im Nationalpark Donauauen. Mit Unterstützung der EU im Rahmen ihres Life-Programmes und der Österreichischen Wasserstraßengesellschaft werden mehrere Projekte durchgeführt, um natürliche Lebensräume wiederherzustellen. Ein solches hat jetzt in Witzelsdorf begonnen.

„Durch die großen Donauregulierungsmaßnahmen um 1900 wurde die Donau in ein enges Korsett gezwängt“, erklärt Georg Frank, Projektleiter bei einem der Life-Projekte. Dabei wurden die Seitenarme im Wesentlichen vom Hauptstrom abgetrennt. Der Hauptstrom fließt dadurch schneller, kann sich aber nicht verbreitern, und das Flussbett wird immer tiefer. Die Nebenarme haben eine zu schwache Strömung und können Sand- und Lehmablagerungen nicht wieder loswerden. Es kommt zu einem Verlust von Wasserfläche, der Auwald leidet, Hochwasser sind schlimmer.

Seitenarme wieder an Donau angebunden

Diesen Entwicklungen versucht man seit Jahren mit mehreren Projekten entgegenzuwirken. Im ersten Schritt wurden die Seitenarme im Nationalpark wieder an die Donau angebunden, wodurch sie wieder stärker durchströmt werden. Damit die Donau selbst wieder breiter werden kann, wurden punktuell Teile des harten Uferverbaus entfernt. Das im Sommer 2006 abgeschlossene Projekt „Revitalisierung Donauufer“ gilt dabei als Musterprojekt. Auf einer drei Kilometer langen Strecke gegenüber von Hainburg wurde der gesamte Uferverbau entfernt. „Wir wollen Breitwasser statt Hochwasser“, sagt Frank.

Mehr Wasserfläche und Schotterfläche

Die positiven Folgen sollen schon jetzt, ein Jahr danach, spürbar sein. „Es gibt mehr Wasserfläche und Schotterfläche, Lebensräume wurden wiederhergestellt“, so Frank. Im Rahmen des Witzelsdorfer Projektes soll jetzt bis zum Frühjahr 2008 der Uferverbau auf einer einen Kilometer langen Strecke entfernt werden, Baubeginn war am Montag. Hainburg und Witzelsdorf sind Pilotprojekte. Schlussendlich soll im Rahmen eines „Flußbaulichen Gesamtprojektes“ 50 Prozent des Donauufers zwischen Wien und der östlichen Landesgrenze rückgebaut werden. Das behördliche Bewilligungsverfahren läuft. Das Ungewöhnliche daran ist, dass die Schifffahrt, der Hochwasser- und Umweltschutz an einem Strang ziehen. (Andrea Katschthaler/DER STANDARD; Printausgabe, 28.8.2007)