Ein 17-jähriger Amerikaner hat nach eigenen Angaben die Bindung von Apples Handy iPhone an den Mobilfunk-Anbieter AT&T aushebeln können - der der WebStandard berichtete . Im Internet veröffentlichte er eine detaillierte Anleitung mit Fotos und ein Bild, dass das Logo des Rivalen T-Mobile USA auf dem iPhone-Bildschirm zeigt. Einige US-Journalisten konnten sich von dem Erfolg des Eingriffs überzeugen. Apple und AT&T lehnten einen Kommentar zu dem Vorgang ab.

Die Prozedur ist zwar so kompliziert, dass sie nicht von der breiten Masse der Verbraucher wiederholt werden kann. Sollte sich aber das "Freischalten" der iPhone-Geräte zu einem Markt entwickeln, wäre das Geschäftsmodell in Gefahr, das die Bindung an einen Mobilfunk-Anbieter vorsieht.

Erneut

Unterdessen geben drei israelische Hacker an, Apples Smartphone ebenfalls zu 100 Prozent geknackt zu haben. Damit wäre es bereits das fünfte Mal. Alle bisher nach eigenen Angeben erfolgreichen Hacker sind dabei nach einer anderen Methode vorgegangen. Die drei Herren erläutern keinerlei Details, betonen jedoch, dass auf diese Weise praktisch jeder sein iPhone freischalten könnte.

Ärgerlich

Auch wenn sich Apple bislang nicht zu den Ereignisse äußern wollte, dürften die Hacker dem Konzern offensichtlich einen Strich durch Rechnung gemacht haben. Fundamentaler Teil der Strategie ist nämlich die Exklusivität des Vertragspartners. Im Gegenzug dafür erhält Apple eine Gewinnbeteiligung an den durch iPhone-Kunden eingespielten Einnahmen.

Für den in im vierten Quartal geplanten Europa-Start hatte sich Apple laut Medienberichten in Deutschland mit T-Mobile geeinigt und sich bei der Tochter der Deutschen Telekom in einem unüblichen Geschäft auch zehn Prozent ihrer Umsätze gesichert. Der exklusive Vertriebspartner in Österreich soll ebenfalls T-Mobile sein.

Konsequenzen

Ohne die Bindung an die vorgeschriebenen Mobilfunk-Anbieter könnten Verbraucher weltweit das iPhone mit ihren bisherigen SIM-Karten des GSM-Standards nutzen. Dabei würden nur wenige Funktionen wegfallen, die vom Netzbetreiber gestellt werden. Mehrere Firmen versprechen bereits auch das "Knacken" des iPhone per Software-Eingriff. Eines dieser Unternehmen, das in Nordirland ansässig ist, verschob allerdings den für Samstag angekündigten Start seines Dienstes, weil ihm AT&T-Anwälte mit rechtlichen Schritten gedroht hätten. Auch in der Tschechischen Republik meldete eine Gesellschaft vor kurzem, es habe den Code geknackt.

Ziele

Apple will mit seinem neuartigen Multimedia-Handy mit berührungsempfindlichem Bildschirm (Touchscreen) bis 2008 ein Prozent des Mobilfunk-Marktes erobert haben, auf dem im vergangenen Jahr insgesamt gut eine Milliarde Handys verkauft wurde. In den USA kostet das iPhone je nach Modell 499 oder 599 Dollar. Pro Monat werden bei dem zweijährigen AT&T-Vertrag mindestens 60 Euro an Gebühren fällig. Wie sich das Handy im Amerika verkauft, ist nicht bekannt. Es hieß bisher nur, dass in den ersten beiden Tagen nach dem Start Ende Juni 146.000 Geräte verkauft worden seien.

Reizvoll

Die USA sind bisher der einzige iPhone-Markt. In Europa ist in diesem Jahr laut Informationen aus Branchenkreisen auch nur der Start in Deutschland, Frankreich und Großbritannien geplant. Andere europäische Länder und Asien sollen erst 2008 folgen. Gerade für diese Regionen könnte ein geknacktes iPhone aus Amerika einen Reiz haben.

Intensive Arbeit

Der junge amerikanische Hacker, der nach eigener Aussage rund 500 Stunden in seine Arbeit steckte, warnte in seiner Anleitung zum Knacken ausdrücklich, das iPhone könne bei der Aktion auch kaputtgehen, vor allem beim Einlöten eines Umgehungskabels. Sein Trick ist, in mehreren komplizierten Schritten mit speziellen Programmen den Speicher des iPhone so neu zu beschreiben, dass er auch "fremde" SIM-Karten akzeptiert. Zuvor war es bereits mehrfach gelungen, das iPhone in fremden Netzen arbeiten zu lassen. Dabei musste meist jedoch die SIM-Karte präpariert werden, das iPhone an sich war nicht entsperrt. (apa/red)