Vor allem Frauen sind in der Tourismusbranche mit den Karriereaussichten deutlich unzufrieden.
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Wien - Der Tourismus bleibt eine klassische "Fluchtbranche" mit hoher Fluktuation. Der Anteil der Frauen ist mit 62 Prozent überdurchschnittlich hoch, die Karrierechancen im Vergleich niedrig. Dennoch hat das Konjunkturhoch die Stimmung der ArbeitnehmerInnen im Tourismus gehoben: Sie blicken positiv in die Zukunft - in die eigene und in jene ihrer Arbeitgeber.

Das sind die Ergebnisse des diesjährigen "Arbeitsklima-Index Tourismusbeschäftigte", der am Dienstag in Wien präsentiert wurden. Trotz anhaltender struktureller Probleme in der Tourismus- und Freizeitindustrie stieg die Zufriedenheit mit dem eigenen Job auf den in Österreich üblichen Schnitt. Einzig mit der Bezahlung hadern 46 Prozent der Beschäftigten weiter. Ein Grund, warum viele versuchen, auf andere Berufszweige umzusatteln.

Niedriges Ausbildungsniveau

Vor allem "Teilzeitbeschäftigte, Frauen und niedrig Qualifizierte" hätten Angst um ihre Altersvorsorge, so Georg Michenthaler, Experte am Institut für empirische Sozialforschung Ifes. Das Ifes hat den Index bereits zum dritten Mal im Auftrag der Arbeiterkammer (AK) und Gewerkschaft vida erstellt. Der Tourismus hat im Vergleich weiter das niedrigste Ausbildungsniveau bei den Beschäftigten - 91 Prozent sind ohne Matura - bei einem hohen Anteil an ArbeiterInnen und Teilzeitkräften. Dazu kommen "wenig berufliche Perspektiven und familienunfreundliche Arbeitszeiten", führte Ingrid Moritz, Abteilungsleiterin in der AK für Frauen und Familie aus.

Vor allem die Frauen zeigten sich mit den eigenen Karriereaussichten im Tourismus deutlich unzufrieden. Nach Angaben der Statistik Austria waren im Vorjahr lediglich fünf Prozent Frauen in Führungspositionen zu finden, 64 Prozent arbeiten in angelernten und Hilfstätigkeiten. Die besten Aufstiegschanchen hätten weiterhin Männer, so Moritz.

Zudem herrsche im Tourismus weiterhin im Branchenvergleich eine sehr viel niedrigere Bezahlung, sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft vida, Rudolf Kaske. So verdiene eine Frau, die ganzjährig von einem Tourismus- oder Gastronomiebetrieb beschäftigt werde, im österreichischen Schnitt nur 17.641 Euro, das sei der letzte Platz im Branchenvergleich. Das Trinkgeld-Argument als zusätzliches Einkommen sei nur für ein Fünftel der Beschäftigten im Tourismus und der Gastronomie gültig. (APA)