Billa, sagte mir eines Morgens der vergangenen Woche mein Hausverstand, und so betrat ich eine Filiale im 14. Wiener Bezirk. Auf die Heidelbeeren hatte ich es abgesehen, und siehe da: ich sollte fündig werden: Da hing doch ein Aktions-Schild mit der Aufschrift: "Heidelbeeren aus Österreich - 1 Tasse 1,79; 2 Tassen 2,-"

Schon wollte ich freudig zuschlagen und zwei dieser Packungen in die Hand nehmen, auf deren Etikett "San Lucar" stand. San Lucar? Plötzlich wurde mein Hausverstand so richtig aktiv. Er flüsterte mir, dass das doch eine spanische Marke sein müsste. Also warf ich einen genaueren Blick aufs Etikett, und sah in einer Schriftgröße, so klein, wie ich sie vorher noch nie gesehen hatte, die Worte "Valencia, Spanien". Mein Hausverstand kombinierte: Offenbar rechnet hier jemand damit, dass man so kleine Buchstaben gar nicht entziffern kann und San Lucar nicht kennt. Kurzerhand nahm ich das falsche Aktions-Schild aus der Verankerung, drückte es einem Angestellten in die Hand und erklärte ihm, dass es falsch sei.

Geschlagen geben wollte ich mich durch diese Erfahrung natürlich nicht und betrat zwei Tage später wieder die selbe Filiale. Wieder fiel mein Blick auf die Heidelbeeren. Das Schild hing wieder dort, nach wie vor mit dem Wortlaut "aus Österreich". Und, ach welch Freude, diesmal teilten sich Heidelbeeren von San Lucar und ja!natürlich den Karton. Jene von ja!natürlich waren tatsächlich aus Österreich. "Die kannst du jetzt nehmen!", meinte mein Hausverstand, und schon stand ich mit zwei Packungen an der Kassa.

Mit großer Verwunderung betrachtete ich den Kassabon: 2x € 1,89. Ohne Aktionsrabatt. Ich reklamierte, woraufhin mir ein Angestellter mitteilte, dass die Aktion "Heidelbeeren aus Österreich" nur für die ausländischen Heidelbeeren gelte.

Bravo! Bei dieser kongenialen Verbindung von Patriotismus, Qualitätsdenken und Logik macht Einkaufen wirklich Spaß. So ist eben Billa - sagt der Hausverstand! (DER STANDARD, Printausgabe, 29.8.2007)