Wien - Kannibalismus ist eines der großen Tabus, doch dass Menschen Menschenfleisch essen, ist von Ethnologen, Historikern und Kriminalisten überliefert.

Fälle von "rituellem Kannibalismus" soll es etwa in Äquatorial- und Westneuguinea geben. Schilderungen von Menschenfressereien dienten häufig aber auch dazu, die Unterjochung und Ausrottung "wilder Völker" zu rechtfertigen. Aus Notzeiten, etwa während des Dreißigjährigen Krieges oder nach Flugzeugabstürzen in unwegsamem Gelände, wurde von Hungerkannibalismus berichtet.

In der jüngeren Kriminalgeschichte kamen kannibalistische Morde vereinzelt vor. Aufsehenerregend war der Fall des deutschen Computerfachmannes Armin Meiwes, des "Kannibalen von Rotenburg", der 2001 einen Internet-Bekannten mit dessen Einverständnis tötete, das Geschlechtsteil abschnitt und Teile davon aß. Meiwes wurde 2006 zu lebenslanger Haft verurteilt.

Satanskult-Morde

In Kasachstan wurden im Oktober 2001 zwei Männer zum Tode verurteilt, weil sie sieben Prostituierte ermordet und Teile ihres Fleischs deren Verwandten angeboten hatten. In Finnland mussten sich 1999 vier Angehörige eines Satanskults vor Gericht verantworten. Sie hatten Gruppenmitglieder umgebracht und Körperteile verzehrt.

1992 wurde im US-Bundesstaat Milwaukee Jeffrey L. Dahmer verhaftet. Er hatte 17 Menschen ermordet, zum Teil tiefgefroren und gekocht. Dahmer wurde zu 15-mal lebenslanger Haft verurteilt und 1994 im Gefängnis getötet. In den 1980er-Jahren soll der Russe Andrej Tschikatilo 52 Menschen - vor allem Frauen - getötet und Geschlechtsteile gegessen haben. Als "Monster von Rostock" wurde er 1992 hingerichtet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen in Deutschland die Mehrfachmörder und Kannibalen Karl Denke und Fritz Harmann zu düsterer Bekanntheit. Harmann soll das Blut der von ihm ermordeten jungen Männer getrunken haben. (red, DER STANDARD Printausgabe, 29.8.2007)