Alpbach – Die aktuellen prekären Entwicklungen der globalen Finanzmärkte lassen die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) derzeit noch relativ unbeeindruckt – jedenfalls, was die Auswirkungen auf Österreichs Wirtschaft anlangt. Laut OeNB-Vizegouverneur Wolfgang Duchatczek sieht die Notenbank derzeit keinen Änderungsbedarf für ihre Wachstumsprognose (Juni-Voraussage: plus 3,2 Prozent; man liegt aber derzeit besser), "kurzfristig wird sich nichts verschlechtern", sagte der OeNB-Vizechef Dienstagabend in Alpbach.

Und: Von einer „Kreditklemme“ könne keine Rede sein, der Notenbanker spricht lieber von einem "Ruck auf den Märkten", es finde gerade eine "Neubewertung der Risken" statt. Die österreichische Wirtschaft liege in der EU nach wie vor weit vorne, die OeNB rechnet derzeit mit einer Wachstumsbeschleunigung auf 3,5 Prozent. Angekurbelt wird der brummende Konjunkturmotor in erster Linie von der Inlandsnachfrage, die freilich von Investitionen getragen ist und nicht von der schwachen privaten Konsumnachfrage, was die Notenbanker als "Wermutstropfen" der ansonsten "dynamischen Entwicklung" sehen.

Wo die Notenbanker Nachholbedarf sehen, ist am Arbeitsmarkt, genauer gesagt auf jenem für "Randgruppen" und für ältere Beschäftigte, die zwischen 55 und 64 Jahre alt sind, bei deren Beschäftigung Österreich das Schlusslicht Europas darstellt. Duchatczek forderte Reformen, "da muss man noch einiges nachholen".

"Barrieren beseitigen"

Vor allem auch: die Grenzen für ausländische Arbeitskräfte öffnen. Die Notenbank fordert nämlich die "raschest mögliche Beseitigung von Barrieren“ auch auf dem Arbeitsmarkt. Deutschland und Österreich sollten ihre „restriktiven Zugangsregelungen zum Arbeitsmarkt vorzeitig aufheben, nicht zuletzt, weil das starke Beschäftigungswachstum die Integration von Zuwanderern" erleichtere.

Berichtet wurde in dem Pressegespräch auch über Notenbank-Statistisches wie den Euro-Banknotenumlauf. Weltweit waren Ende Juli Euro-Scheine und Münzen im Wert von fast 660 Mrd. im Umlauf, bei Dollars waren es (in Euro) knapp 600 Millionen.

In Österreich sind mehr als 330 Millionen Banknoten (im Wert von 16 Mrd. Euro) unterwegs und rund 3,4 Mrd. Stück Münzen – ein Höchststand. Laut einer Studie der OeNB ist den Österreichern Zahlen mit Barem immer noch das liebste: 86 Prozent aller Zahlungen wurden 2005 in Cash beglichen; fünf Jahre zuvor waren es noch 93 Prozent gewesen.

Die Österreicher hängen übrigens nicht nur an Barem in Euro, sondern auch noch am Schilling. Sie haben noch immer rund 725 Mio. Euro in (zehn Mrd.) Schilling daheim. Sogar abgelaufenes Geld ist sehr beliebt: Am Freitag wird die "Josef Ressel"-500er-Banknote ungültig – von ihr sind immerhin noch 362.000 Stück im Umlauf. Der Effekt für den Finanzminister: Er bekommt Anfang September elf Mio. Euro von der OeNB überwiesen. Wertlos ist der künftig ungültige 500er freilich nicht. Im Internet-Auktionshaus Ebay gibt es bereits Gebote: rund 60 Euro je Stück. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.08.2007)