Düsseldorf - Nach jahrelangem Rechtsstreit steigt in Deutschland erstmals eine Drogeriekette in großem Umfang in das lukrative Geschäft mit Medikamenten ein. Die bundesweit zweitgrößte Drogerie-Kette DM wird in zunächst 80 Filialen in Nordrhein-Westfalen apothekenpflichtige Medikamente abgeben. Basis ist eine Kooperation mit einer niederländischen Versandapotheke. Möglich wurde der Medikamentenverkauf durch ein Urteil des Oberverwaltungsgerichtes für Nordrhein-Westfalen in Münster. Das Vertriebskonzept verstoße weder gegen das Arzneimittel- noch gegen das Apothekenrecht, hatte das Gericht vergangenen November befunden und keine Revision zugelassen. Die Apotheker-Organisationen hatten bestürzt auf das Urteil reagiert.

DM erbringe bei der Zusammenarbeit mit Europa Apotheek Venlo eine logistische Dienstleistung, sagte DM-Chefin Petra Schäfer. Bei nicht rezeptpflichtigen Produkten sei eine Kostenersparnis von bis zu 40 Prozent möglich. Bei rezeptpflichtigen Medikamenten garantiere die Versandapotheke einen Bonus von mindestens 2,50 Euro und maximal 15 Euro pro Präparat.

Die Patienten müssen allerdings bis zu drei Tage auf ihre Medikamente warten. Der Bestell- und Abholservice richte sich vor allem an chronisch kranke Menschen, die ihren Medikamentenbedarf absehen können. Für den persönlichen Verkauf der Medikamente haben die herkömmlichen Apotheken weiterhin das Monopol. Daher können die Arzneimittel in den DM-Märkten weder an der Kasse bezahlt werden, noch dürfen die Drogerie-Mitarbeiter Auskünfte zu den Medikamenten erteilen. Die Bezahlung erfolgt per Überweisung oder Bankeinzug.

Harte Nuss Österreich

Auch in Österreich fordert DM seit Jahren die Liberalisierung von Arzneimitteln - bisher aber ohne Erfolg. Es sei im Unterschied zur internationalen Entwicklung nicht leicht, hier alte Strukturen aufzubrechen, heißt es aus dem Unternehmen auf Standard-Anfrage. Man sei aber diesbezüglich in Kontakt mit Verantwortlichen in der Politik. DM bietet in Österreich bisher lediglich 40 rezeptfreie Medikamente an. Ein Verkauf rezeptpflichtiger Arzneien via Internet sei jederzeit umsetzbar, derzeit jedoch nicht geplant. (APA, vk, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.08.2007)