Klagenfurt - Kulturgesinnte in Klagenfurt denken noch mit Schaudern an den Abriss der Liegl-Garage, eines seltenen Jugendstil-Kleinods der Stadt. Bis heute wächst dort nur Unkraut auf der Abrissstätte. Jetzt soll ein weiteres Klagenfurter Baudenkmal der allgemeinen Bauwut im Zuge der nahenden Fußball-Europameisterschaft zum Opfer fallen. Der frühklassizistische geschichtsträchtige Pavillon am Neuen Platz 2, in dem sich heute das Kärntner Landesreisebüro befindet, soll ein Café/Bistro aufs Dach gesetzt bekommen. Luxusrundblick aus Glasfronten auf Lindwurm, Rathaus und Landhaus inklusive.
Der Pavillon, 1807 als neue Stadtwache erbaut, gehört der stadteigenen Immobilien Verwaltung Klagenfurt GmbH & Co KEG. Diese überlässt die gesamte Dachfläche nun der MID Development Projektentwicklungs- und Bau GmbH des Bau-Tycoons Walter Moser. Und zwar gratis. Denn im Kaufvertrag, der dem Standard vorliegt, wird festgehalten, dass der "Nettopauschalkaufpreis" von 320.000 Euro durch "Sachleistungen" (also die Bauleistungen) eingebracht wird. Das wurde so auch vom Gemeinderat einstimmig abgesegnet (die Grünen mit Vorbehalt).
Während der untere Teil mit dem Landesreisebüro als Mieterin Stadteigentum bleibt, wird über das geplante Café laut Vertrag "Wohungseigentum" begründet. Der neue Eigentümer Moser könnte, wenn er des Kaffeehauses überdrüssig wird, daraus also auch eine private Luxus-Penthousewohnung machen. Als besonders eifriger Projektbefürworter hatte sich Klagenfurts Bürgermeister Harald Scheucher gezeigt. Durch das neue Café aus Glas werde der Neue Platz zusätzlich belebt, glaubt er.
Heftiger Widerstand kommt allerdings von Denkmalschützern und Anrainern. Denn mit der Aufstockung würde das Stadtbild mit den historischen Renaissance-Bauten des freistehenden "Salzamtes" und des "Paradeiserhauses" "ganz gravierend" beeinträchtigt, warnen Experten. Der geschäftsführende Landeskonservator Friedrich Bouvier bedauerte in einem Schreiben an den Klagenfurter Bürgermeister, dass "durch diese Aufstockung die an dieser Stelle qualitätsvolle städtebauliche Situation eine starke Beeinträchtigung erfahren würde".
Historisches Ensemble zerstört