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In Wien dauert es durchschnittlich 80 Minuten von der Diagnose eines schweren Herzinfarktes bis zum lebensrettenden Eingriff. Internationale Richtlinien schreiben dafür einen Richtwert von rund 90 Minuten vor.

Foto: APA/Hans Klaus Techt
Wien – "Herz-Kreislauf-Erkrankungen töten in der EU jedes Jahr mehr als 1,9 Millionen Menschen - obwohl gut vorgebeugt werden kann", erklärt Kim Fox, Präsident der Europäischen Kardiologengesellschaft (ESC). An Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben derzeit 55 Prozent der Frauen und 43 Prozent der Männer. Hinzu komme auch der wirtschaftliche Faktor: Produktionseinbußen durch Mortalität und Morbidität von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen in der EU Kosten von mehr als 35 Milliarden Euro - rund ein Fünftel der Gesamtkosten für diese Erkrankungen.

Todesursache Nummer Eins

Auch in Österreich sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Todesursache Nummer eins, betonte Sektionsleiter Robert Schlögel vom Bundesministerium für Gesundheit. Im Jahr 2005 sind in Österreich 32.636 Menschen daran gestorben. Zum Vergleich: An Krebs verstarben in diesem Zeitraum 19.124 Personen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Österreich - neben Krebs - hauptverantwortlich für das "Sterben vor der Zeit", also für potenziell verlorene Lebensjahre. Österreichweit waren das pro 100.000 BewohnerInnen bei den Männern 1243 Jahre und bei den Frauen 512 Jahre. Bei der Sterblichkeit infolge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben Frauen die Männer überholt: Im Vorjahr fielen hierzulande 19.319 Frauen und 13.170 Männer diesen Krankheiten zum Opfer.

Hohe Sterberate

"50 Prozent der PatientInnen mit der Diagnose Herzinsuffizienz sterben innerhalb von vier Jahren, über 50 Prozent der PatientInnen mit schwerer Herzinsuffizienz sterben innerhalb eines Jahres. Die Sterberate der Herzinsuffizienz-PatientInnen innerhalb von fünf Jahren ist höher als die der meisten Krebsarten, nur der Lungenkrebs hat eine noch kürzere Lebenserwartung. Umso wichtiger ist qualifizierte aktuelle medizinische Information, um eine optimale Therapie der Herzinsuffizienz sicher zu stellen", betont Kurt Huber, Präsident der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft.

Vorbeugung Um und Auf

Allerdings kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen wirksam vorgebeugt werden. Schlögel: "Die WHO geht davon aus, dass bereits eine geringe bevölkerungsweite Reduktion von Bluthochdruck, Übergewicht, Cholesterinspiegel und Tabakkonsum das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen um mehr als die Hälfte reduzieren würde. Aus gesundheitspolitischer Sicht geht es also unter anderem darum, möglichst viele Menschen entsprechend zu motivieren."

"Europäische Charta für Herzgesundheit"

Österreich hat anlässlich des ESC-Kongresses die "Europäische Charta für Herzgesundheit" unterschrieben, die Maßnahmen zur Senkung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen forcieren soll. Die Charta wurde von der ESC und dem European Heart Network erarbeitet und wird von der Europäischen Kommission und der WHO unterstützt.

Kardiologenkongress in Österreich

In Wien findet von 1. bis 5. September zum vierten Mal der europäische Kardiologen-Kongress statt, zu dem insgesamt 30.000 Teilnehmer erwartet werden. Der ESC-Kongress wird auch dieses Jahr die besten und neuesten medizinisch-wissenschaftlichen Entwicklungen vorstellen. "Österreichs KardiologInnen werden auch dieses Jahr auf dem ESC-Kongress personell und inhaltlich stark vertreten sein", unterstrich Huber. Das zentrale Thema des ESC 2007 ist mit gutem Grund die Herzinsuffizienz. Sie sei in den wohlhabenden Ländern der Erde die neue medizinische Herausforderung unserer Zeit und die einzige schwere Herzerkrankung, deren Häufigkeit weiter steigt. (red)