Für meine Tante war es in den 1960er-Jahren völlig klar: „Bua, wounns’t ka Potschochta (Steirisch für „ungeschickte Person“, Anm.) bist, daunn wiarst Beamta!“ Die Beamtenlaufbahn, mit stetig steigendem Einkommen, Beschäftigungssicherheit und klingenden Titeln verbunden, als Inbegriff beruflichen Erfolgs zu sehen war wohl recht zeitgemäß.

Heute ist das anders: Vielfältige Lebensentwürfe und Formen von Arbeit sowie globale Möglichkeitsräume erzeugen buntere Vorstellungen von Karriereerfolg. Alles individuell verschieden? Nicht ganz. Karrierestudien zeigen wenigstens zwei Konstanten.

  • Erstens unterscheiden Menschen zwischen objektivem und subjektivem Karriereerfolg. Jon Briscoe von der Northern Illinois University (USA) zeigt mit seinem Team aus der Contemporary Cross-Cultural Career Collaboration (5C), dass Personen unterschiedlichen Alters und Berufs in allen sieben Kulturkreisen der Welt zwischen subjektivem und objektivem Karriereerfolg unterscheiden. Zu ersterem zählen z. B. Karriere- und Lebenszufriedenheit, Persönlichkeitsentwicklung, Glück, Balance zwischen Beruf und Privatleben. Objektiver Karriereerfolg umfasst Einkommenssteigerung, Leistung, oder Arbeitsplatzsicherheit.

 
  • Zweitens laufen objektiver und subjektiver Karriereerfolg nicht parallel: Reich macht also nicht notwendigerweise glücklich, und arm schließt zufrieden nicht aus. Unsere Arbeiten zeigen nur bei der Hälfte der Befragten (Personen mit Wirtschaftsstudium) einen Gleichklang von objektivem und subjektivem Karriereerfolg: hoch/hoch 16,7 Prozent, niedrig/niedrig 33,3 Prozent. Bei der anderen Hälfte klaffen die Einschätzungen auseinander. Rund ein Fünftel sieht hohen objektiven, aber geringen subjektiven Erfolg, 29,6 Prozent geringen objektiven und trotzdem hohen subjektiven Erfolg. Männer binden ihr subjektives Wohlbefinden stark an objektive Erfolgsmaßstäbe – sie sind häufiger objektiv erfolgreich und subjektiv unzufrieden. Frauen sind häufiger objektiv wenig, subjektiv aber sehr erfolgreich. Neben dem Hinweis auf berufliche Benachteiligungen heißt das auch: Sie sind nicht nur auf objektiven Erfolg fixiert, sondern haben ein ganzheitliches Konzept zur Beurteilung beruflichen Erfolgs, das andere Lebensbereiche mit einschließt. (Wolfgang Mayrhofer*, Der Standard, Printausgabe 1./2.9.2007)