Wien - Spitz auf Knopf stand es bis Freitagnachmittag bei den in Wien stattfindenden Gesprächen auf UN-Expertenebene zu dem Klimaabkommen, das ab 2013 völkerrechtliche Gültigkeit haben soll. Massive Widerstände gegen das Festschreiben konkreter Reduktionsziele im Abschlussdokument kamen von Neuseeland, Kanada, Russland und der Schweiz, so Bernhard Obermayr von Greenpeace. Eine Zielfestsetzung von 25 bis 40 Prozent weniger Treibhausgasausstoß ab 2013 - gemessen am Niveau der Industrieländer von 1990 - wurde von diesen Ländern als zu ambitioniert abgelehnt; ihrer Meinung nach sollten in dem Abschlusspapier keine Zahlen vorkommen.

Dieses Abschlusspapier soll als Grundlage für die politischen Verhandlungen der UN-Klimakonferenz auf Bali im Dezember dienen. Bis Redaktionsschluss war dazu noch keine Einigung erzielt worden; von offizieller Seite hieß es trotzdem, man sei nah dran. "Ich bin zuversichtlich, dass wir zu einer Lösung gelangen", erklärte Yvo de Boer, Generalsekretär der zuständigen UN-Organisation UNFCCC (Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen).

Test bestanden

Auch Umweltminister Josef Pröll (VP) zeigte sich optimistisch. "Es ist gelungen, in diesen Tagen Bewegung in die bisher festgefahrenen Positionen zum Klimaregime nach 2012 zu bringen", sagte Pröll zur APA.

Zum Vergleich: Im gültigen Kioto-Protokoll wird von 36 Industriestaaten zwischen 2008 bis 2012 eine Treibhausgas-Reduktion von insgesamt 5,2 Prozent, ebenfalls auf Basis des Jahres 1990, verlangt. Die EU hat im Schnitt um acht Prozent zu reduzieren; Österreich um 13 Prozent.

Anders bei den Vorbereitungen für einen Emissionshandel ab 2008 (nicht zu verwechseln mit dem bereits installierten EU-Emissionshandels für die Industrie). Da hat die zuständige UNFCCC die ersten Länder - und zwar Österreich, Japan und die Schweiz - dahingehend überprüft, ob sie die Kriterien dafür erfüllen. "Die Überprüfungen zeigten, dass die Regierungen diesen Test bestanden haben", sagte UNFCCC-Exekutivsekretär Yvo de Boer.

Es ist dies der Auftakt für "Clean Development Mechanism" (CDM), einem Kioto-Instrument, bei dem über CDM-Zertifikate klima- und umweltschonende Investitionen in Entwicklungsländer ausgelöst werden. In Österreich ist, wie berichtet, die Kommunalkredit Public Consulting für die Abwicklung zuständig. Die UNFCCC ist dabei die Stelle, die Projekte in Entwicklungsländern festlegt, die die Kriterien für eine Finanzierung mittels CDM-Zertifikaten erfüllen. Österreich hat dafür bereits rund 400 Millionen Euro an Budgetmittel reserviert. (Johanna Ruzicka/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1./2. 9. 2007)