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Der global unter dem Namen Panasonic bekannte japanische Elektronikkonzern Matsushita Electric Industrial will die Vorherrschaft von Sony, Nikon und Canon bei digitalen Fotoapparaten brechen. In den kommenden drei Jahren will der Elektronikgigant seinen Anteil bei digitalen Spiegelreflexkameras von derzeit nahe null auf zehn Prozent erhöhen, sagte Spartenchef Mamoru Yoshida in einem Interview. "Ich weiß, dass das Ziel sehr, sehr aggressiv ist", so Yoshida. Aber wenn Panasonic Nummer eins werden wolle, müsse das Unternehmen in dem weiterhin wachsenden Spiegelreflexsegment vertreten sein.

Der Vorstoß ist Teil der Strategie des Konzerns, in den kommenden drei Jahren seinen Marktanteil von zuletzt 9,3 Prozent auf 15 Prozent zu erhöhen und damit zu den Marktführern aufzuschließen.

Das Schlüsselprodukt dazu ist Panasonics zweite Spiegelreflexkamera, die der Konzern auf der Internationalen Funkausstellung vorstellte.

Mit ihrem schnellen Wachstum muss Panasonics Kamerasparte die Scharte auswetzen, die das schleppende Geschäft mit Plasma-Flachfernsehern in die Wachstumsstrategie des Konzerns schlägt. Konzernchef Fumio Ohtsubo hat den Anlegern versprochen, bis zum Ende des Bilanzjahres 2009 den Umsatz von 9100 Mrd. Yen im Jahr 2006 auf 10.000 Mrd. Yen und die Eigenkapitalrendite von 5,6 auf zehn Prozent zu erhöhen.

Doch der Absatz von TV-Riesen mit Bildschirmdiagonalen von über 42 Zoll, der Domäne der Plasmafernseher, wächst schwächer als erwartet, gesteht ein Firmeninsider. Zusätzlich leidet Panasonic darunter, dass die LCD- den Plasma-TVs nun auch bei Fernsehgiganten ernsthaft Konkurrenz machen, wie Sonys Präsentation eines 70-Zoll-LCD-TVs unterstrich.

Panasonics Kamerasparte hingegen ist bisher ein Paradebeispiel für den gelungenen Markenaufbau in einem völlig neuen Segment. Seit dem Einstieg in den Kameramarkt mit seiner Marke Lumix im Jahr 2001 hat sich das Unternehmen durch eine Kooperation mit dem deutschen Traditionshersteller Leica bei Objektiven und technischen Neuerungen wie lichtstarken Superzooms, Bildstabilisierung und extremen Weitwinkelobjektiven unter Fotografen erfolgreich den Ruf eines innovativen Herstellers erworben. Selbst Leica traut sich, Panasonics Kameras unter eigenem Namen zu verkaufen.

Mehr Konkurrenz

Aus dem Nichts kommend trieb das Unternehmen seine Verkäufe bis 2006 auf 7,4 Millionen Kameras. In Japan und Frankreich eroberte sich Panasonic in den letzten Monaten sogar die Marktführerschaft vor Canon. Besonders freut sich Yoshida darüber, dass das Unternehmen dank seines Images Prämiumpreise verlangen kann. "Bei Kompaktkameras über 400 Dollar haben wir einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent", sagt Yoshida.

Doch es wird Panasonic schwer fallen, sein Tempo zu halten, gibt selbst Yoshida zu. "Der Wettbewerb wird härter." Erstens wird der Markt nach Panasonics Vorhersage ab kommendem Jahr kaum noch wachsen, genauer gesagt von zuletzt 88 Millionen auf 93 Millionen Stück im Jahr 2010. Damit wird ein harter Verdrängungswettkampf beginnen.

Zweitens wächst auch das Angebot in den bisher hochprofitablen Segmenten für Spiegelreflexkameras und Mehrfachzoomkameras. (Martin Kölling/DER STANDARD, Printausgabe, 01.9.2007)