Foto: ORF/Foley
"Ich bin gegen Kriegsverbrechen, aber ich bin für Verteidigung. Ich liebe Amerika." Wenn Calista Flockhart als rechtskonservative Politjournalistin Kitty Walker ihrer Familie derartige Sätze unter die demokratischen Nasen reibt, weiß man, dass im sonnigen Kalifornien die Zeichen auf Sturm stehen. Dabei ist die New Yorkerin, die die Türme hat fallen sehen, eigentlich nur für den neuen Fernsehjob angereist - und nun widerwillig im Kreis der angeblich Liebsten gelandet.

In der neuen Familienserie "Brothers & Sisters", die der ORF am Samstag startete, stand jedenfalls bereits nach der ersten Ausgabe fest, dass hier zu jedem neuen Problem mindestens zwei alte aus vergangenen Tagen auftauchen: Die Mutter verzeiht der Tochter nicht, dass diese den Bruder zu einem Afghanistan-Einsatz überredete, der Vater hat den Familienbetrieb heimlich in den Bankrott getrieben, und auch sonst haben die insgesamt fünf Geschwister alle Hände voll zu tun, um in den nächsten 22 Folgen eine liebe Familie zu werden.

Dass die am Reißbrett entworfenen Figuren - die Erfolgreiche, der Schwule, die Belastete, der Verantwortungsbewusste, der Überspannte - dafür dramaturgisch beste Voraussetzungen bieten, störte zum Auftakt weniger als die offensichtliche Mühe, die Familie als Mikrokosmos einer mit sich selbst hadernden US-Nation zu entwerfen. Der Versuch, ein breites gesellschaftliches Spektrum zu zeichnen, ist nämlich schon immer an jenen Grenzen gescheitert, an denen die Verwandtschaft beginnt. (pek/DER STANDARD; Printausgabe, 3.9.2007)