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Die Organisation in Seibersdorf müsse schlanker werden, ohne Kündigungen werde es nicht gehen, sagt der Geschäftsführer der Austrian Research Centers, Hans Rinnhofer.

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STANDARD: Sie sind seit zehn Monaten Geschäftsführer der Austrian Research Centers (ARC), die Sanierung geht schleppend voran. Der wichtigste Cash-Bringer, die reine Auftragsforschung, ist rückläufig. Soll das Forschungszentrum dauerhaft am staatlichen Subventionstropf hängen?

Rinnhofer: Die Auftragsforschung ist nicht rückläufig, sie ist mehr oder weniger konstant geblieben.

STANDARD: Die reine Auftragsforschung ist seit rund sieben Jahren rückläufig. Das ist nachzulesen in den jährlichen Berichten des Wirtschaftsprüfers. Stabil ist sie nur, weil die offizielle Zahl mit geförderten Projekten angereichert werden. Warum lassen die Firmen nicht mehr in Seibersdorf forschen?

Rinnhofer: Wir haben das analysiert und dem Aufsichtsrat vorgelegt: Die Auftragsforschung ist seit 2002 nicht rückläufig, sie ist auf einem stabilen, leicht steigenden Niveau. Natürlich werden wir uns anstrengen, dass wir Projekte bekommen, die international aufgestellt und interessant sind, und werden weiterhin umschichten, weil wir weiter wachsen wollen, aber organisch und mit Augenmaß.

STANDARD: Der Anteil der Auftragsforschung ist weit entfernt von jedem gefährlichen Maß, sonst hätten die ARC keine Finanzkrise.

Rinnhofer: Es ist schon wichtig, dass wir das richtige Maß halten zwischen unabhängiger Forschung mit geförderten Projekten und Auftragsforschung. 90 Prozent Auftragsforschung und zehn Prozent unabhängige Forschung wäre nicht gut.

STANDARD: Das größte Verbesserungspotenzial gibt es wo?

Rinnhofer: Wir müssen versuchen, größere Forschungsprojekte zu akquirieren, klassische Forschungsprojekte mit entsprechender Größe und Laufzeit, im Gegensatz zu den industriellen Forschungsleistungen, die eher Dienstleistungen sind.

STANDARD: Um welche Größenordnungen geht es da?

Rinnhofer: Das Leichtmetallkompetenzzentrum in Ranshofen etwa, das LKR, hat ein durchschnittliches Auftragsvolumen von 6000 Euro. Die sind sicher wertvoll und wichtig. Aber um in Europa wahrnehmbar zu sein, brauchen wir Projekte mit 100.000 oder 200.000 Euro Volumen.

STANDARD: Stichwort LKR. Das Kompetenzzentrum in Ranshofen ist beim Comet-Programm der Forschungsförderungsgesellschaft in allen Disziplinen ausgeschieden, weil die Qualität nicht entsprochen hat. Wer soll es künftig finanzieren?

Rinnhofer: Das LKR ist sehr anwendungsorientiert, es beschäftigt sich mit Leichtmetallen und Leichtbau und ist sehr wichtig für Automobil-, Luftfahrt- und Raumfahrtindustrie. Es wäre sicher schlecht, es einfach untergehen zu lassen. Deshalb versuchen wir, gemeinsam mit Infrastrukturministerium und Land Oberösterreich, eine Lösung zu finden. Es geht um 40 Jobs.

STANDARD: Der Sinn staatlich geförderter Kompetenzzentren ist nicht, jahrzehntelang Subventionsbetrieb zu sein. Es sollten die Partnerbetriebe investieren, die davon profitieren.

Rinnhofer: Deshalb müssen wir jetzt eine Zukunftslösung aufstellen. Der neue Businessplan des LKR hat zum Ziel, dass wir 2011/2012 rund 60 bis 70 Prozent Markterfolg haben, also Auftragsforschung und extern eingeworbene, geförderte Projekte.

STANDARD: Wenn das LKR so gut ist, warum bleibt es nicht einfach Teil des ARC-Kernbereichs Werkstoffforschung? Dort bekommt es auch Förderungen.

Rinnhofer: Dort könnte es auch sein, aber wir müssen es auch zahlen können. Wir stecken pro Jahr rund 700.000 Euro hinein, aber darüber hinaus müssen wir jährlich rund zwei Millionen Euro aufbringen.

STANDARD: Sie müssen die in den vergangenen fünf Jahren auf 14 Prozent des Umsatzes aufgeblähte Verwaltung in Seibersdorf auf sieben Prozent halbieren. Kündigungen?

Rinnhofer: Wir müssen schlanker werden, Holding und operative Gesellschaften wurden wieder fusioniert. Wir besetzen freiwillige Abgänge nicht nach, aber ohne Kündigungen wird es nicht gehen. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.9.2007)