Wien - Mit dem Wegfall der Erbschaftssteuer im Juni 2008 wird auch ein Anlagemodell auf den Prüfstand gestellt, das bisher zur Umgehung dieser Steuer von privaten Investoren gerne genutzt wurde - Privatstiftungen. In Österreich gibt es rund 3000 Privatstiftungen, die Zahl der Neugründungen ist aber rückläufig.

Eine Stiftung wurde bisher meist gegründet, um die steuerlichen Vorteile zu nützen: Wird Vermögen in eine Stiftung eingebracht, sind bisher nur fünf Prozent Schenkungs- und Erbschaftssteuer angefallen. Im Vergleich zu bis zu 15 Prozent Erbschaftssteuer für nahe Verwandte, abhängig von der Höhe des Vermögens. Wird Vermögen aus der Stiftung ausgeschüttet, müssen 25 Prozent Kapitalertragssteuer bezahlt werden.

"Eine Stiftung sollte gut überlegt sein und nicht nur wegen der Steuer gegründet werden", sagte Heinrich Weninger. Er leitet das Stiftungsoffice der Privatbank Kathrein&Co.

"Hinter jeder Stiftung sollte ein wirtschaftliches Gesamtkonzept stehen", sagte Weninger zum Standard. Etwa der Zusammenhalt eines Vermögens oder von Immobilienanteilen oder auch die geregelte Erbfolge bzw. die gezielte Versorgung von Familienmitgliedern. Wichtig sei auch die Art des Vermögens, das in eine Stiftung eingebracht wird. Weninger: "Jede Stiftung verursacht auch Kosten, das Vermögen in einer Stiftung sollte daher auch Erträge abwerfen." Und: "Eine Stiftung ist nicht etwas, das man von der Stange kauft."

Holding-Stiftungen Über 60 Prozent der Stiftungen halten laut dem Verband Österreichischer Privatstiftungen namhafte Beteiligungen an Unternehmen. Eine so genannte Holding-Stiftung kann daher auch als Eigentümervertreter in einem Konzern auftreten. Mit dem Ableben oder Rückzug eines Stiftungsgründers ergeben sich oft Schwierigkeiten ob der Unternehmensanteile, weiß Martin Hagleitner, Geschäftsführer der österreichischen Tochtergesellschaft des Malik Management Zentrum St. Gallen.

Demnach sei oft nicht klar geregelt, wie es mit Anteilen weitergehen soll, es fehle die Strategie bzw. würden Erben anders über Anteile verfügen wollen, als es der Idee des Gründers entsprach. Hagleitner empfiehlt, die strategische Ausrichtung der Stiftung klar zu regeln und ein Stiftungsmanagement aufzubauen. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.9.2007)