Sucht eine gerade noch erträgliche Kalkulationsbasis für das lukrative Paketgeschäft mit der Quelle und einen Kompromiss mit der Gewerkschaft: Post-General Anton Wais.

Foto: Standard/Regine Hendrich
Im Streit über den geplanten Personalabbau ist Post-Generaldirektor Anton Wais betont auf Deeskalationskurs. Im Preispoker mit dem auf Absprung befindlichen Quelle-Versand wird ihm das freilich nicht viel nützen. Dafür war der Einstieg bei der Bawag billiger als befürchtet.

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München - "Ich sehe keine Wickel mit der Gewerkschaft und ich erwarte auch keinen Widerstand." Die erste persönliche Stellungnahme von Post-Chef Anton Wais zu dem seit zwei Wochen schwelenden Konflikt mit dem Post-Betriebsrat über den geplanten Personalabbau fiel betont konsensual aus.

"Schauen Sie", sagte Wais bei der Präsentation der Pläne für die beiden deutschen Neuerwerbungen Meiller direct und Scanpoint in München, "wir sind ein so konsensual geführtes Unternehmen, wir finden sicher einen Weg." Daher rechne er auch nicht mit einem Streik. Es gebe ja keine Fristigkeit bei den Verhandlungen, sagte Wais betont deeskalierend. Wie berichtet sollen jährlich 400 Beschäftigte, bevorzugt Briefträger, wegrationalisiert werden.

An den Rationalisierungen in der Zustellung selbst will Wais ebenso wie sein für Paket und Logistik zuständiger Vorstandskollege Walter Hitziger unbedingt festhalten. Es gebe am Markt einen Preiskampf, daher müsse überall gespart werden, um Kosten so niedrig wie möglich zu halten. Die Kostenführerschaft könne die Post sowieso nicht übernehmen, daher müssten Qualität und Preis stimmen.

Wiewohl die Post-Führung den drohenden Absprung ihres Großkunden Quelle-Versand herunterspielte und betonte, lediglich routinemäßige Preisverhandlungen zu führen, die Nervosität war unüberhörbar: Weder stimme es, dass die Post mit Quelle jährlich 15 Millionen Pakete zu verlieren drohe, betonte Wais, noch sei es richtig, dass Quelle mit der Otto-Tochter Hermes und DPD Austria ab 1. Jänner bereits einen fixen Zustellvertrag habe. Richtig sei nur, dass die Österreichische Post mit dem Markteintritt der zur Otto-Group gehörenden Hermes acht Millionen Pakete und 20 bis 25 Mio. Euro Ergebnis verliere.

Wie der Standard in Erfahrung brachte, ist die Lage jedoch ernster als zugegeben. Laut DPD-Insidern soll nämlich nicht der frühere Post-Business-Paket-Partner DPD Austria die Sortierung der Quelle-Sendungen übernehmen, sondern deren Gesellschafter, also direkt die Speditionen Schachinger, Gebrüder Weiss und Lagermax. Sie sollen die Versandware in ihren jeweiligen Umschlagspunkten sortieren. Der Hintergrund: DPD selbst dürfe für Mitbewerber wie Hermes (soll die Quelle-Sendungen in die Haushalte bringen, Anm.) nicht tätig werden, das verbiete die Konkurrenzklausel.

Neben den schlechten Nachrichten von der gewinnmindernden Preisfront gibt es auch gute: Die fünfprozentige Beteiligung an der Bawag (deren PSK-Finanzdienstleistungen der Post im Vorjahr rund 100 Mio. Euro an Provisionen gebracht hat) hat laut Halbjahreszahlen rund 75 Mio. Euro gekostet, also weniger als befürchtet – gemessen an den 3,2 Milliarden Euro Kaufpreis, die Cerberus an den ÖGB gezahlt hat. Dafür wurde der bis 2012 laufende Kooperationsvertrag vorweg um drei Jahre verlängert. Ebenfalls um drei Jahre verlängert wurde der Vertrag mit A1 über den Vertrieb von Mobiltelefonen.

Klar ist seit dem Kauf des deutschen Pharma-Schnelldienstes Trans-o-flex, des Dokumentenarchivars Scanpoint und des bayerischen Werbe- und Katalogdruckbetriebs Meiller: Die Post gibt für Zukäufe in Westeuropa mit 150 Mio. Euro fast doppelt so viel aus wie im Wachstumsmarkt Zentral- und Osteuropa. Der mit rund 1250 Angestellten und 2000 freien Mitarbeitern erwirtschaftete Deutschland-Umsatz beläuft sich mittlerweile auf 600 Millionen Euro. (Luise Ungerboeck, München, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 04.09.2007)