Jetzt steht sie am Straßenrand und wartet auf diejenigen, die mehr Sicherheit bringen sollen. Auf dem Transparent, dass sie seit mehr als einer Stunde hält, steht: "Wir begrüßen die Truppen, die im Osten Tschads und in Darfur Sicherheit bringen sollen." Andere rufen unermüdlich Slogans, obwohl es in der prallen Sonne heißer als 40 Grad ist: "Willkommen EU-Truppen", rufen sie auf Arabisch und auf Englisch.
Goz Beïda ist eines der Lager, in denen die UN Flüchtlinge aus der sudanesischen Krisenregion Darfur versorgen, die nur 100 Kilometer weiter östlich beginnt. Um ihre Sicherheit sollen sich künftig gut 3000 europäische Soldaten kümmern, die voraussichtlich vom französischen General Jean-Philippe Ganascia geführt werden.
Schon heute hat Frankreich mehr als 1000 Soldaten im Tschad stationiert. Die Entscheidung über den Einsatz fällen die EU-Außenminister aber erst am 17. September in Brüssel. "Es wird eine Polizeimission geben, die für die Sicherheit in den Lagern zuständig ist. Die Armee wird sich um den Rest kümmern", kündigte Ganascia an.
Poröse Grenze
Doch dieser "Rest" muss mit der tschadischen Regierung sorgsam ausgehandelt werden. Auf deren Druck dürfen die 3000 EU- Soldaten etwa nicht zur Bewachung der porösen Grenze nach Darfur eingesetzt werden. Die UN haben sich bereit erklärt, tschadische Polizisten auszubilden – zum Schrecken mancher Vertriebener, die die Polizei als Bedrohung empfinden. "Die tschadischen Sicherheitskräfte haben bislang nichts getan, um uns zu schützen – warum sollten sie und ihre Verbündeten das in Zukunft tun?", sagt Hamid Abdallah, der vor einem Jahr nach Goz Beïda geflohen ist. "Wenn die EU-Truppen kommen, werden wir nicht in unsere Dörfer zurückkehren."
Der 37-jährige Abdallah, der fast seine ganze Familie beim Überfall auf sein Dorf verloren hat, sieht die europäische Truppe nicht als unparteiische Schutzmacht. "Die EU-Truppen unterstützen das Regime in N'Djamena, das die Rebellen hier im Osten ausmerzen will", sagt auch einer seiner Freunde, der nicht namentlich genannt werden will. Tatsächlich schlug Präsident Idriss Déby im vergangenen Jahr einen Rebellenvormarsch erst in der Hauptstadt nieder. Viele Rebellen haben sich seitdem hier in den unzugänglichen Osten zurückgezogen.
Lager wie die von Goz _Beïda gelten als Rekrutierungsbasen – für beide Seiten. Einer der tschadischen _Rebellenführer, Mahammat Nour, hat sich zwar mit Déby auf einen Waffenstillstand geeinigt und im Gegenzug den Posten des Verteidigungsministers bekommen. Doch derzeit mehren sich Gerüchte, dass Nour im Osten seine Truppen wieder sammelt.