Der Ruf nach Neulingen ist alt - und trotzdem zieht sich die grüne Verjüngungskur ziemlich zäh dahin. Die Ökos werden sich "darum bemühen, vor der nächsten Nationalratswahl", beschwichtigte Alexander Van der Bellen unlängst, seit mittlerweile einem Jahrzehnt an der Spitze und damit der mit Abstand am längsten dienende Parteichef unter seinen politischen Mitbewerbern. Damit hat der Bundessprecher ein gemächliches Schneckentempo für den Erneuerungsprozess ausgegeben. Denn die Wahl steht planmäßig erst 2010, also in drei Jahren, an.

Dabei kommt nach dem lauten Drängen des Wiener Grünen Christoph Chorherr auf eine Newcomer-Quote ("Damit Junge gegenüber den alten Platzhirschen zum Zug kommen") jetzt auch eine parteiinterne Arbeitsgruppe zu dem Schluss - Achtung Überraschung! -, dass die Einbindung von Twentysomethings endlich dezidiertes Ziel sein müsse, und zwar nicht nur in Form von Mandaten. Auch Einladungen in diverse grüne Thinktanks sollten an politische Greenhorns ausgesprochen werden. Bis Oktober wollen die Grünen darüber entscheiden, wie und in welcher Form sie dieser Forderung gerecht werden.

Dabei hätte es für diese Erkenntnis nicht einmal einen eigenen Arbeitskreis gebraucht, denn dass der Partei die eigenen Rochaden zu schaffen machen, ist seit geraumer Zeit kaum zu übersehen. Erfahrene Frontfrauen wie Eva Glawischnig oder Terezija Stoisits etwa haben es nun zwar zu Ämtern und Würden gebracht, nur kann eine Dritte Nationalratspräsidentin oder eine Volksanwältin nicht mehr so scharf schießen wie zuvor.

Die neue Seriosität hat ihren Preis. Für eine Protestpartei, die tagtäglich der großen Koalition einschenken soll, wirken die Grünen nun eher wie eine routinierte graue Strategengruppe, die bloß keine Fehler machen will. Jungtalente passen da schlecht ins ängstliche Konzept, das anscheinend lautet: heute zwar Querdenker, aber morgen vielleicht Querulant. (DER STANDARD, Printausgabe, 4.9.2007)