Wien - Fairtrade-Produkte sind in Österreich weiter im Aufwind. Der frisch gebackene Geschäftsführer von Fairtrade Austria, Hartwig Kirner, sieht unter anderem bei Kaffee ein "extremes Wachstumspotenzial" und kann bereits am zweiten Tag seiner Tätigkeit auf einen neuen Partner verweisen: Eduscho bietet ab sofort den Arabica-Kaffee "Fairer Genuss" mit dem Fairtrade-Gütesiegel an.

Derzeit haben Fairtrade-Produkte einen Anteil von 2,5 Prozent am österreichischen Kaffeemarkt. Dieser Anteil könnte sich in den nächsten Jahren verdoppeln, sagte Kirner. Aber Kaffee ist nicht der einzige Hoffnungsträger für weiteres Wachstum. "Im Frühjahr" wird es in Österreich Fairtrade-Baumwolle aus dem Senegal geben. Das Interesse von Lizenznehmern sei "bedeutend". Auch wenn der erste Gedanke an Kleidung logisch ist, hat Fairtrade in den Niederlanden einen ganz anderen Kunden gefunden: Die niederländische Nationalbank arbeitet Fairtrade-Baumwollfasern in die Euro-Banknoten ein.

Tourismus als Hoffnungsträger

"Extrem spannend" wäre der Einstieg in den Tourismus, konkrete Projekte gebe es aber noch nicht, sagte Kirner. Dazu müssten auch erst neue Standards entwickelt werden. Erfolgreichstes Produkt ist bisher die Fairtrade-Banane, die inzwischen am gesamten österreichischen Bananenmarkt 20 Prozent Anteil hält, Bio-Bananen gibt es überhaupt nur mehr mit Fairtrade-Zertifikat. "Die Erfolgsstory" überhaupt ist aus Sicht Kirners die Zusammenarbeit mit Zotter-Schokoladen.

Kirner geht von einem weiteren Wachstum für Fairtrade-Produkte aus und hält ein Plus von 20 Prozent 2008 für "vorstellbar". Laut einer GfK-Studie kennen 84 Prozent der Österreicher das Fairtrade-Gütesiegel. Über 5.000 Geschäfte in Österreich bieten inzwischen Fairtrade-Produkte an. Zweifellos sei es für solche Erfolge wichtig, in den großen Handelsketten präsent zu sein. Allerdings will Kirner "nicht um jeden Preis Umsatz machen". Fairtrade dürfe nicht als Feigenblatt für ein Unternehmen dienen, sondern verlange ein Bekenntnis zu seinen Werten. Allerdings zertifiziere man Produkte und nicht Unternehmen. Wie also die Sozialbedingungen in einem heimischen Handelsunternehmen sind, das Fairtrade-Produkte vertreibt, könne er nicht überprüfen und bewerten, betont Kirner.

Fairtrade garantiert bei Produkten mit seinem Gütesiegel, dass die Produzenten fair bezahlt werden und nachhaltig produzieren. Der Aufwand für die Zertifizierung in der Größenordnung von einer Million Euro wird etwa zur Hälfte aus Lizenzen bezahlt, fünf Prozent steuern Mitglieder bei und 45 Prozent kommen aus Förderungen, etwa vom Außenministerium oder kirchlichen Organisationen.

Kirner (38) hat am 1. September die Funktion des Geschäftsführers angetreten. Er war unter anderem bei Procter&Gamble, Coca Cola, Gilette und Hewlett Packard tätig und hat zuletzt im Sommer die Eröffnung von zwei Weltläden in Wien organisiert. (APA)