Die jetzigen Lücken bei den Publizitätsvorschriften sollen geschlossen werden.

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Wien – Die Vorgänge rund um den verspätet gemeldeten Aktienrückkauf bei Meinl European Land (MEL) dürfte Konsequenzen auf politischer Ebene haben. Aus Regierungskreisen war am Dienstag zu erfahren, dass eine Arbeitsgruppe im Finanzministerium bereits strengere Publizitätsvorschriften erarbeite. In diese Richtung äußerte sich auch Finanzstaatssekretär Christoph Matznetter: "Wenn es Möglichkeiten geben sollte, Publizitäts- und Ad-hoc-Vorschriften durch die Verlegung von Firmensitzen zu umgehen, müssen wir diese Lücke radikal schließen". Allerdings will Matznetter noch das Ergebnis der laufenden Meinl-Prüfung durch die Finanzmarktaufsicht (FMA) abwarten.

Aktie fällt weiter

Der Kursrutsch der MEL-Aktie konnte auch am Dienstag nicht gestoppt werden. Die Aktie, die bereits fast 40 Prozent ihres Wertes eingebüßt hat, verlor erneut mehr als vier Prozent. Meldungen, wonach die Meinl Bank aufgrund der Turbulenzen MEL-Anleger entschädigt habe, wurden allerdings zurück gewiesen. Entschädigt habe man lediglich jene Anleger, die wegen technischer Probleme bei der Orderabwicklung Ende Juli beeinträchtigt worden waren. Damals sei es in Folge von Überlastung des Systems zu verzögerten Verkaufsabwicklungen gekommen.

Zwar hat ein Grazer Anwalt bereits angekündigt, im Namen eines Vermögensberaters dessen Mandanten rund 340.000 Euro verloren hätten, Klage einzureichen – MEL-Sprecher Rupert-Heinrich Staller geht aber trotzdem in die Offensive: Zum einen sei noch keine einzige Klage eines Anlegers eingegangen, zum anderen werde man nun selbst aktiv. Die Meinl Bank werde "mit Klagen gegen Vorwürfe und Verleumdungen vorgehen".

Große institutionelle Investoren wie Pensionskassen und Versicherungen haben – entgegen anders lautenden Medienberichten – laut Recherchen des STANDARD nicht vor, Meinl zu klagen. Viele von ihnen gaben an, gar nicht in dem Papier investiert zu sein.

Die starken Kursrückgänge der MEL führt die Meinl Bank auch auf ein gezieltes "short selling" institutioneller Marktteilnehmer zurück. (Eine Short Position entsteht beim Verkauf eines Wertpapiers ohne entsprechende physische Deckung; Anm.) Heimische Banken haben weitere Vorwürfe zurück gewiesen, wonach durch den Kursrutsch verfallene Anlagezertifikate (siehe Wissen), die MEL-Aktien weiter unter Druck gebracht hätten. Der Zertifikate-Markt sei gut strukturiert, die Papiere keine Zockerinstrumente, heißt es aus der Erste Bank.

FMA prüft

Der Meinl-Mohr, das Logo der Meinls, bleibt dennoch unter Druck. Die FMA ist nach wie vor am Prüfen; die Situation ist besonders schwierig, weil verschiedene Rechtsordnungen verschiedener Länder (Österreich, Jersey und EU-Recht) zur Anwendung kommen. Laut einem Anwalt in Jersey sind die kritisierten "Partly Paid Shares" zwar "nicht alltäglich, aber doch nichts Ungewöhnliches". Laut Jersey-Recht müsse man die Emission solcher Anteile auch nicht öffentlich bekannt geben, letztlich komme es auf die Statuten der jeweiligen Gesellschaft an. Die Aufsicht in Jersey ist nicht in die Causa involviert.

Für Österreich sieht es Alfred Reisenberger, Analyst der UniCredit (CA-IB), anders. Die MEL habe die Publizitätspflichten "ganz klar verletzt. Meldungen, die ad-hoc veröffentlicht gehören, müssen sofort veröffentlicht werden", sagte er. Die UniCredit (CA-IB) hat ihre Bewertung der Aktie derzeit ausgesetzt, die MEL müsse wieder Vertrauen schaffen. Dieses Vertrauen erarbeite man sich über Jahre, "das dauert bis man wieder dort ist, wo man war". (as, ung, cr, gra, bpf, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.9.2007)