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Foto: APA/ORF/Schafler
Blutverschmierter Mund! In Wien raunen sich das wohl schon die einfachen Kardiologen von der Straße gegenseitig ins Ohr. Denn "Thema", Boulevard zur besten ORF-Sendezeit, hat es Montagabend noch einmal erklärt: Eine "x-beliebige Straße" im 15. Bezirk ist jetzt nicht mehr x-beliebig. Weil sich dort der Mann, der unter dem Schriftzug "Foto: Kronen Zeitung" groß ins Bild gesetzt wird, mit seinem Anschicken zum Kannibalentum ein "Psychogramm" verdient hat. So grauslich, man muss hinschauen.

Viele leere Phrasen und dramatische Geigentöne später werden dem gebannten Gebührenzahler noch Schauergeschichten über "Kinder, die es nicht geben dürfte" (Zölibat), Kinder, die ihrem Entführer entrissen wurden, und frühgeborene Kinder einer psychisch kranken Mutter präsentiert. So tragisch, man muss hinschauen.

"Thema" ist arger Etikettenschwindel. Die Aufmachung, verwechselbar mit anderen Nachrichtensendungen des ORF, und der nüchterne Sendungsname suggerieren Seriosität, die die Verdichtung ausgewählter Boulevard-Hotspots nicht liefern kann. Man gibt sich ernst, um mit Kannibalentum, Kindesentführung und Zölibatbrechern Quoten aus Affekten unterer Schublade zu schlagen. Sollen sie es doch "Krone-TV", oder "Tratsch im Bild" nennen. Das wäre wenigstens ehrlich.

"Ab heute sagen wir Ihnen wieder jeden Montag, was Thema ist", sagt Christoph Feurstein, ORF-Rising-Star von Kampuschs Gnaden, zum Abschluss. Eine Drohung. (pum/DER STANDARD; Printausgabe, 5.9.2007)