Snowmobil- Studie "Terje"

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Kleiderständer "Nosef"

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Mit dem Nokia Design Award ausgezeichneter Personal Assistant

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Vase "still life"

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Messerstudie "Au"

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Der Designer Peter Umgeher

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Warum der "Nosef" jetzt so ausschaut, wie er es halt tut, weiß der Designer Peter Umgeher auch nicht so genau. Der Kleiderständer aus pulverbeschichtetem Stahl mit rutschfesten Polyurethan-Patschen habe etwas von einem Geäst oder von einem Tier, wie der Gestalter meint. "Ich zeichne relativ viel, bei diesem Projekt, hab ich allerdings keinen Strich aufs Papier gebracht, hab einfach gleich Elektrorohre zu einem Prototyp zusammengeklebt. Das geht natürlich nur, wenn ich ein Projekt für mich selbst umsetze. Bei straighten Anforderungen seitens eines Unternehmens funktioniert das nicht so einfach", sagt der junge Designer, der unter anderem schon für BMW Designworks oder Head Ski arbeitete.

Doch zurück zur Natur, in deren Reich auch Umgehers Projekt "still life" gehört, das er gemeinsam mit der Design- Studentin Therese Schillinger realisierte. Der Design-Prozess - Umgeher mag dieses Wort - sah so aus, dass sich die beiden Gestalter auf den Weg machten, um die geeignete Form für eine Vase im Wald zu suchen. Alles, worüber die beiden stolperten und was irgendwie brauchbar aussah, wurde aufgeklaubt und in Beziehung zu einander gebracht: Wurzelstücke, Ästchen, Steine etc. Die kleinen Sammlungen wurden arrangiert, eine Form gegossen, diese in Keramik reproduziert - und schon war sie fertig, die natürlichste Vase der Designszene.

"Es braucht den Designer"

Nun meint der eine oder andere vielleicht, dafür hätte der Mann aber nicht Industrial Design an der Fachhochschule Joanneum in Graz studieren und schon gar kein Praktikum im Volvo Design Center absolvieren müssen, schließlich findet jeder Spaziergänger hin und wieder das eine oder andere hübsche Stöckchen. Doch dem widerspricht der 1978 in Leoben geborene Umgeher: "Es braucht den Designer. Er muss die Form erkennen, die gut am Tisch steht; er weiß, wo die Öffnung der Vase ,funktioniert', welchen Winkel es für die Befüllung braucht etc. Wir haben bei dieser Geschichte einfach versucht, nicht selbst zu gestalten, sondern die Natur ranzulassen."

Umgeher entwirft aber auch so lifestyliges wie ein Terminator-taugliches Snowmobil oder statt einem Schlauchboot eine Art Insel-Modul-System aus Kunststoff, das sich erweitern lässt und - gleich überdimensionalen Seerosen - Badeteiche ziert und besonders Kinder erfreuen dürfte.

Er tüftelte weiters gemeinsam mit seiner Kollegin Ines Prucker an einem Personal Assistant, der aus zwei Teilen besteht: einer Kopfhörerhalskette und einem Mobiltelefon mit sensitiven Flächen anstatt Tasten. Um einen Anruf entgegenzunehmen, knickt man das Telefon. Um aufzulegen, knickt man es in die Originalposition zurück. Auf der Rückseite befinden sich drei Flächen, die mit unterschiedlichem Winkel zueinanderstehen, um die Musikfunktionen "play", "forward" und "backward" steuern zu können. Umgeher zeichnete außerdem einige Concept Cars und entwarf das Küchenmesser "Au", das in seiner Form- und Farbgebung so viel freundlicher daherkommt als so manch andere stahlharte Küchenklinge.

Einfach nur Ahnungen

"Ich arbeite für Firmen, die von mir Ideen für die Zukunft haben wollen, die wissen wollen, mit welchen Anforderungen sie konfrontiert sein werden." Eine solche Idee entwickelte er zum Beispiel für Sony Europe, die in Sachen Home-Entertainment erfahren wollten, was sich da in einigen Jahren so abspielen könnte. Ein bauchiger Stein brachte schließlich den Kick: "Die Idee ist die, dass Home-Entertainment nicht mehr über ein Gerät funktioniert, bei dem man auf irgendwelche Knöpfe drückt, sondern, dass mehrere steinartige Objekte im Raum verteilt liegen. Fasst man diese an, schaltet sich das Gerät ein; streiche ich drüber, wird die Lautstärke verändert etc. Dies ist aber nur der Zugang zu einer Idee. Die Firmen wollen zum Teil einfach nur Ahnungen", so der Designer, der als "CCA Junior of the Year 2003" ausgezeichnet wurde und bereits den Nokia Benelux Design Award sowie den Joseph Binder Award abstauben konnte.

Wichtig ist ihm die theoretische Annäherung an ein Projekt, um zu verstehen, wie sich Objekte in Zukunft verändern werden. Der Designer fragt sich zum Beispiel auch, ob es in Zukunft in der Küche noch immer fünf verschiedene Töpfe und Pfannen braucht, "wo der Trend doch dort hingeht, dass der Topf auch als attraktive Schüssel herhalten kann, die man auf den Tisch stellen kann", so Umgeher.

Der Designer will zeitgemäße Antworten geben, egal welchen Branchen. Formensprachlich ist ihm eine gewisse Einfachheit wichtig - als einer, der um jeden Preis reduziert, will er aber nicht gelten. "Lässt du dich auf einen Stil festnageln, stellst du deine Person über die Produkte." (Michael Hausenblas/Der Standard/rondo/07/09/2007)