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Wien - Die internationale Ratingagentur Fitch hat am Donnerstag die Einstufung der Meinl European Land (MEL) für langfristige unbesicherte Anleihen von BBB-, der niedrigsten "Investmentgrade"-Bewertung, auf BB+ gesenkt, berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag. Damit würden Anleihen des Unternehmens nun als "Junk-Bonds" eingestuft. Die Fitch-Kurzfrist-Bewertung wurde auf B von F3 gesenkt. Wie berichtet hat auch S&P das Unternehmen am Mittwoch auf die Beobachtungsliste mit "negativer Implikation" gesetzt.

Rückkäufe erschöpften Cash-Reserven

Fitch hat mit der Senkung des Bonitätseinstufung von Meinl European Land (MEL) das Unternehmen auch die "Ratingwatch" auf "negativ" gesetzt und gibt damit zu verstehen, dass es unter Umständen zu einer weiteren Rückstufung der MEL kommen kann. Meinl European Land (MEL) hatte im August riesige Aktienrückkäufe bekanntgegeben, der Kurs ist seither um etwa 30 Prozent abgesackt.

Auch am Donnerstag - schon vor dem Bekanntwerden der Fitch-Einstufung - war der Kursverfall weitergegangen. Die MEL-Aktie ist am Donnerstag bis zum Nachmittag um 8,79 Prozent auf 10,90 Euro abgestürzt und hat damit erstmals seit dem Börsengang im Jahr 2002 unter dem Ausgabekurs von 11,10 Euro notiert.

Cash-Reserven erschöpft

Die Aktienrückkäufe um 1,8 Mrd. Euro hätten die Cash-Reserven der Gruppe "signifikant erschöpft", schreibt Fitch in seiner Bewertung. "Unter der Annahme, dass weitere Kapitalerhöhungen unter den gegenwärtigen Marktbedingungen nur schwer möglich sind, könnte das zusammen mit dem Fehlen anderer fixierter Finanzierungszusagen von Banken ("committed bank lines") 2009 zu einer Liquiditätsknappheit führen, wenn (das Unternehmen) sein auf 3,1 Mrd. Euro angesetztes Entwicklungsprogramm voll weiterverfolgt", heißt es in der Fitch-Begründung.

Die "Ratingwatch negativ" könne unter bestimmten Bedingungen zurückgenommen werden, u.a. wenn das MEL-Management das Vertrauen wiederhergestellt habe.

Meinl European Land habe bei einem Treffen mit Fitch betont, man habe bis 2009 keine unmittelbaren Liquiditätserfordernisse für das Developmentprogramm, heißt es in dem Text. Liquidität könne von Verkäufen von Immobilien sowie von einer "Bankfazilität" in Höhe von 500 Mio. Euro gewonnen werden, deren Fixierung sich freilich verzögert habe.

Fundamentaldaten nicht geändert

MEL vertraue darüber hinaus auf ein EMTN-Anleihenprogramm Höhe von 2 Mrd. Euro, schreibt die Ratinagentur. Europäische Medium Term Note (EMTN)-Programm bietet Unternehmen die Möglichkeit, flexibel Anleihen in verschiedenen Währungen und Laufzeiten auf dem europäischen Anleihemarkt zu platzieren.

"Fitch geht davon aus, dass sich das Management zuerst um die Beschaffung von Finanzmitteln kümmern wird, bevor es sich weiteren Entwicklungsprojekten zuwendet", schreibt dei Rating-Agentur wörtlich.

Fitch bestätige, "dass sich die Fundamentaldaten der Immobilien der MEL nicht geändert haben" und begrüße die in die Wege geleiteten Veränderungen, schrieb Meinl European Land selbst am Donnerstag in einer ad-hoc-Aussendung. "Im Gegensatz zu anderen an der Wiener Börse notierten Immobiliengesellschaften ist Meinl European Land nach wie vor das einzige Unternehmen, das internationale Ratings aufweist." (APA)