Damit soll der Rechtsanwalt die Veräußerung der österreichischen Tochter an die Konzernmutter UniCredit vor zwei Jahren genau unter die Lupe nehmen können. Kleinaktionäre hoffen damit nachweisen zu können, dass der HVB-Vorstand die einstige Ertragsperle deutlich unter Wert veräußert hat. Dies könnte zu milliardenschweren Schadenersatzansprüchen führen.
Einblick
Heidel dürfe alle Vorstands- und Aufsichtsratsprotokolle seit 2005 sowie Entwürfe und E-Mails einsehen, erläuterte Richter Helmut Krenek. Auch Unterlagen der Steuer- und Rechtsabteilung dürfe er prüfen sowie weitere schriftliche Korrespondenzen, die zu dem Verkaufspreis von rund 13 Mrd. Euro führten. "Er hat überwiegend das bekommen, was er wollte", sagte der Richter.
Die Kleinaktionäre argumentieren, eine Auktion hätte einen viel höheren Verkaufspreis ergeben können. Das Management beruft sich hingegen auf externe Gutachten. Krenek hatte in einem anderen Verfahren angedeutet, dass auch er Zweifel an der damaligen Bewertung der Bank Austria hegt. Die HVB bekommt im Gegenzug für den Bank-Austria-Verkauf alle Aktivitäten der UniCredit-Gruppe im Investmentbanking.
"Deutliches Urteil"
Heidel sprach von einem "sehr deutlichen Urteil". Er werde seine Arbeit in der kommenden Woche aufnehmen und rechne nun nicht mehr mit einer Behinderung durch den HVB-Vorstand. Der Rechtsanwalt will innerhalb von sechs Monaten zu einem Ergebnis kommen.
Die HVB-Vertreter zeigten sich nach dem Urteil wortkarg. "Das ist ein ungewöhnlicher Präzedenzfall", sagte Anwalt Gerhard Wirth zu Reuters. Er deutete an, vermutlich in Berufung gehen zu wollen: "Es hat eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass es in die nächste Instanz geht."