Auf der Flucht: Oligarch Guzeriew

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Wo sich Michail Guzeriew derzeit aufhält, ist fraglich. Die russische Staatsanwaltschaft behauptet, der Ölmilliardär und Exchef des neuntgrößten russischen Ölkonzerns Rosneft sei in die Türkei geflohen – am 30. Juli via Minsk, was Weißrussland bestätige, die Türkei hingegen nicht, Guzeriews Anwälte sagen, ihr Mandant befinde sich in medizinischer Behandlung. Zuletzt gesehen worden war er am 22. August auf dem Begräbnis seines Sohnes, der unter dubiosen Umständen nach einem Autounfall in Moskau verstarb. Wegen Steuerhinterziehung und illegalen Unternehmertums wird der 49-jährige Oligarch, der auf der russischen Forbes-Liste mit drei Mrd. Dollar Privatvermögen Platz 31 einnimmt, mittels internationalen Haftbefehls gesucht.

Dies ist nur die letzte Wendung einer Konfliktgeschichte, die im Vorjahr eingesetzt hatte, nachdem Guzeriew ohne Plazet der Staatsmacht Yukos-Teile aufgekauft hatte. Vor einem Monat hat Guzeriew, der auch gegen die Kaukasuspolitik des Kremls opponierte, sich von seinem Konzern getrennt.

Oleg Deripaska, Russlands zweitreichster Magnat und Großaktionär von Strabag und Magna, will Rosneft für kolportierte sechs Mrd. Dollar kaufen. Der erste Antrag wurde von den Kartellbehörden abgewiesen. Überdies sind alle Aktien von Rosneft von russischen Gerichten eingefroren. Unter Branchenkennern aber wird vermutet, dass dahinter hohe Funktionäre stecken, die Rosneft in den Einfluss ihrer staatlichen Macht- und Wirtschaftsstrukturen bringen wollen – Rosneft oder Gasprom. Laut Zeitung Kommersant werde der Deal letztlich doch mit Putinfreund Deripaska stattfinden. Guzeriew habe drei Mrd. Dollar erhalten. (Eduard Steiner aus Moskau, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.9.2007)