Wien - Während auf Bundesebene SPÖ und ÖVP über die Reform des Schulorganisationsgesetzes streiten, treibt vom Neusiedler See bis zum Bodensee der schulpolitische Föderalismus bunte Blüten: Nahezu jedes Bundesland legt sich seine eigenen Ideen zur "Neuen Mittelschule" zurecht.

In Wien ist derzeit alles offen. Im April wurde noch vollmundig angekündigt, man wolle in der Bundeshauptstadt ab dem Schuljahr 2009/10 alle Hauptschulen und Gymnasien zusammenlegen. Mittlerweile ist man vorsichtiger: Es gibt eine Expertengruppe, die bis Jahresende einen Vorschlag dafür erarbeitet, wie die Wiener Version der Schulreform aussehen soll.

Niederösterreich hält an seinem "4-2-2"-Modell fest: Nach der Volksschule sollen zwei zwei Jahre "bedarfsorientierte Mittelschule" folgen. Als Modellregion wird dafür ein Bezirk auserkoren, der noch nicht fest steht. Starten wird der Versuch im Herbst 2008.

Wieder andere Pläne haben die Nachbarn in Oberösterreich: Dort plant man eine fünfjährige Volksschule, um die Entscheidung für Hauptschule oder Gymnasium zu verschieben. Im derzeit diskutierten Schulorganisationsgesetz ist diese Variante allerdings nicht enthalten.

An einem eigenen Modell werkelt auch Vorarlberg. Die Projektregion werde "rund um Bregenz sein" sein, hieß es aus dem Ländle. Dort wird es keine gemeinsame Schule geben, sondern eine Vernetzung zwischen Gymnasien und Hauptschulen, mit "starker Kooperation und Durchlässigkeit".

In der Steiermark, im Burgenland und in Salzburg sind die von der SPÖ geführten Landesregierungen auf einem Kurs. Alle drei Bundesländer wollen Modellregionen einreichen, relativ fix sind Graz und Voitsberg sowie die Region Südburgenland. In Salzburg wird mit drei Regionen (Oberpinzgau, Hallein und Salzburg Stadt) verhandelt, Details über die Projekte sind aber noch nicht spruchreif. Einig ist man sich in den drei Ländern über die gewünschte Dauer des Modells - vier Jahre - und die Zustimmung zur gesetzlichen Verankerung. Dies gebe die Sicherheit, dass das Projekt nicht früher gekippt werden könnte.

In Kärnten werden zwei Modellregionen eingereicht, Klagenfurt und Villach. Dort sollen die Zehn- bis 14-Jährigen gemeinsam von Haupt- und Mittelschullehrern unterrichtet werden.

Tirol plant derzeit keine Modellprojekte zur "Neuen Mittelschule". Allerdings arbeitet man daran "die Hauptschulen besser zu positionieren". Details sollen bis Anfang nächsten Jahres präsentiert werden.

Alle potenziellen Modellregionen müssen beim Unterrichtsministerium beantragt werden, dort wählt man dann nach einer Reihe von Kriterien aus. So muss unter anderem die "Wahlfreiheit" in den einzelnen Regionen bestehen bleiben. Spannend wird auch, wer ab Herbst 2008 Modellregion sein darf: Nur drei bis vier soll es davon in ganz Österreich geben. (Andrea Heigl, Philip Schmid, DER STANDARD-Printausgabe,7.9.2007)