Die Idee hat durchaus etwas für sich. Schüler, Eltern und Lehrer sollen im Rahmen der „Schulpartnerschaft“ mitbestimmen, was an ihrer Schule passiert. Das geht von simplen Dingen wie Schulveranstaltungen und schulautonomen Tagen bis zu richtungsweisenden Schwerpunktsetzungen – und eben Schulversuchen, wie sie im Zuge der Modellregionen für die Neue Mittelschule angedacht waren. Schön und gut, wenn sich nach einem Diskussionsprozess alle für eine Idee begeistern können und sie gemeinsam an der Schule umsetzen.

Die Realität sieht leider oft anders aus. Da gibt es militante Eltern, die mangelnde Fähigkeiten ihrer Kinder auf vermeintlich unfähige Lehrer schieben und aus Prinzip auf Kriegsfuß mit der Schule stehen. Da gibt es seit Jahrzehnten pragmatisierte Lehrer, die die paar Jahre bis zur Pensionierung herunterbiegen und ganz und gar nicht motiviert sind, pädagogisches Neuland zu betreten. Und die Schüler? Werden in vielen Angelegenheiten erst gar nicht befragt. Schulversuche werden ohnehin von Eltern und Lehrern allein beschlossen.

Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) hat sich das denkbar umfassendste Schulreformprojekt vorgenommen: Schritt für Schritt soll die Gesamtschule – Pardon, Neue Mittelschule – in Österreich flächendeckend eingeführt werden. Mit einem Koalitionspartner, der das eigentlich überhaupt nicht will. Mit neun Bundesländern, die jeweils ihr eigenes Süppchen kochen und damit erheblich zur schulpolitischen Verwirrung beitragen. Da ist es durchaus verständlich, dass sie nicht auch noch jeden einzelnen Modellversuch an jeder einzelnen Schule von Eltern und Lehrern absegnen lassen will. Dass die nun beleidigt sind, muss Schmied in Kauf nehmen. Denn ihrem großen Ziel kommt die Ministerin mit der Reform des Schulordnungsgesetzes einen entscheidenden Schritt näher. (Andrea Heigl, DER STANDARD-Print, 9.9.2007)